Rezension

Nicht so emotional wie erwartet

Underground Railroad
von Colson Whitehead

Bewertet mit 3 Sternen

Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.

Meine Meinung: 
Wir erleben hier die sehr bedrückende Geschichte von Cora, die als Sklavin aufwächst und sich irgendwann entscheidet zu fliehen und dabei nie wirklich die so erhoffte Freiheit gewinnt. Es gibt immer wieder Zwänge und Regeln und das Buch lässt einen daher sehr viel darüber nachdenken, was Freiheit eigentlich für einen selbst bedeutet und ob man selbst eigentlich frei ist oder auch durch äußere Zwänge auf irgendeine Art und Weise eingesperrt wird. 

Es handelt sich hier um ein wirklich bedrückendes und emotionales Szenario. Colson Whitehead schafft es auch wirklich gut, uns Coras Lebensweg dramatisch näher zu bringen. Ich hatte zu der Thematik bisher nur über Filme einige Berührungspunkte und fand zum Beispiel den Film "12 years a slave" besonders toll <3
Ich hatte also eine ähnliche Geschichte in diesem Werk erwartet. Ich muss allerdings feststellen, dass Colson Whitehead zwar ein bedrückendes Gefühl während des Lesens bei mir erschaffen, aber mich nicht dazu bringen konnte, mich emotional involviert zu fühlen. Das finde ich sehr schade und das hatte ich ehrlich gesagt anders erwartet. Cora kam mir nie wirklich nahe und ich habe nie aus vollem Herzen mit ihr mit gefiebert. Ein Grund dafür ist auch, dass ich viele Ereignisse als etwas zu übertrieben empfinde. Insbesondere am Ende werden nochmal neue Charaktere eingeführt, es erscheinen Charaktere nochmal, die für mich eigentlich passé waren, Cora erlebt noch einen Schicksalsschlag und noch einen und noch einen.... Ich weiß nicht, ob das nicht sogar realistisch ist, aber mir kam das Ganze irgendwie zu viel vor. Das wirkte so, als wolle man immer wieder mit dem Vorschlaghammer durch die Wand, damit auch wirklich jeder versteht, dass das Sklavendasein nicht einfach ist - obwohl es zu dem Zeitpunkt schon jeder Leser ganz genau wusste. 

Direkt nach dem Lesen hatte ich daher ein 4 Sterne Gefühl, allerdings habe ich nochmal drüber nachgedacht und werde nun doch nur solide 3 Sterne vergeben. Ich musste mich einfach zu oft zwingen, wieder zu dem Buch zu greifen. Das ist schade und ich glaube, wenn man das Ganze ein bisschen anders angegangen wäre, hätte es noch besser funktionieren können. 

Fazit: 
Ein sehr bedrückendes Szenario, welches Colson Whitehead mit viel Dramatik wirklich gut auf den Punkt bringt. Dennoch ist mir einiges einfach zu viel, ich hätte mir ein paar weniger Schicksalsschläge gewünscht und hatte erhofft, dass ich mich mehr emotional involviert fühlen würde. Das hat der Autor leider nicht geschafft und daher vergebe ich solide 3 Sterne!