Rezension

Nicht so fesselnd, wie erhofft

Rauer Glanz -

Rauer Glanz
von Vinachia Burke

Bewertet mit 3 Sternen

Schöner, flüssiger Schreibstil! Leider konnte ich keine Verbindung zu den Figuren oder der Geschichte aufbauen und habe daher abgebrochen.

Das Wichtigste gleich vorweg: Ich habe dieses Buch nicht bis zum Schluss gelesen. Der Abbruch ist mir schwer gefallen, da ich die Autorin als Mensch sehr schätze. Von 506 Seiten habe ich 290 gelesen und mich dann mit Vinachia Burke besprochen, bevor ich mich hier mitteile.

 

Am Schreibstil lag es jedenfalls nicht! Vinachia Burke drückt sich sehr schön aus. Sie schreibt flüssig und das Lesen fällt angenehm leicht! Sie kann schreiben! Und 506 Seiten zu verfassen und zu veröffentlichen, sind eine Leistung, die ich zu würdigen weiß.

 

Mich persönlich konnte die Geschichte allerdings leider nicht gefangen nehmen. Mir fehlte der Bezug zu den Personen, bei denen ich nicht richtig ankommen konnte und leider auch der Spannungsbogen. Der angekündigte Konflikt wurde nicht spürbar, die Geschichte selbst kam nicht so recht in Schwung. Bis zu dem Punkt wo ich gelesen habe, passiert leider nicht mehr als das, was der Klappentext bereits preis gibt. Vinachia Burke ordnet ihr Buch selbst im Bereich 'Psychologische Fantasy' ein. Ein noch recht junges Genre, welches maßgeblich von verschiedenen Blickwinkeln auf eine Storyline profitiert. Einige Leser werden dieses Prinzip von Game of Thrones kennen. Auch hier haben wir verschiedene Figuren, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. 

In Rauer Glanz erhält der Leser Einblicke in das Innenleben und die Beweggründe des Königs, Gerard Ser Beetz und Valeera Varlow, der Regentin von Matrienna. Zusätzlich zu diesen drei hochgestellten Persönlichkeiten, erfahren wir etwas von einem Wachmann, einem Schreiber und einer Spionin. Das kann sehr interessant sein, konnte hier für meine Begriffe jedoch nicht ganz so stimmig umgesetzt werden. Die Kapitel des Wachmanns und des Schreibers trugen wenig zum Voranschreiten der Handlung bei. Ein Problem, was ich eigentlich mit dem kompletten Buch hatte. Die Handlung tritt aus meiner Sicht sehr auf der Stelle. Die Situationen der drei Protagonisten gleichen mir außerdem zu sehr. Ihre Eltern verstarben allesamt sehr zeitnah, worauf sie sich durch das Erbrecht nicht nur plötzlich, sondern auch vollkommen unvorbereitet in den Führungspositionen wiederfanden. Daraus resultiert, dass sie nicht immer konventionell handeln. Das Buch hat an diesen Stellen wirklich schöne und humorvolle Momente. 

Nicht ganz nachvollziehbar ist, warum Gerard Ser Beetz dem König unbedingt die Lage seines Landesteils verschweigen will. Zu seinem Vater hatte er wenig Bezug, daher bindet ihn moralisch eigentlich wenig daran, dessen Ruf schützen zu wollen. Ob es darum überhaupt geht, wurde allerdings nicht deutlich. Fakt ist: Die Verschuldung entstand nicht unter Gerard. Daher kann er nicht bestraft werden! Eigentlich hätte er die Lage lediglich offen ansprechen müssen. So wäre kein Misstrauen entstanden und der Konflikt wäre rasch beigelegt gewesen. Auf diese Weise wirkt der 'Konflikt' sehr konstruiert und nicht stark genug, um Spannung aufkommen zu lassen.

 

Das versprochene düstere Element, vermisste ich und auch die Einordnung in das Genre Fantasy fällt mir schwer. Zwar wurde hier eine eigene Welt erschaffen, aber andere Elemente der Fantasy fehlen mir. Wir befinden uns in einer Welt, die modisch und politisch mit dem 18. Jahrhundert vergleichbar ist und teilweise in der Industrialisierung angekommen ist. In Ronland selbst wird alles noch mit Kutschen und Pferden erledigt, in Matrienna gibt es bereits Autos, die mit Kristallenergie betrieben werden. Ich hätte die Geschichte daher eher als historisch bezeichnet.

 

Wirklich gelungen finde ich die Aufmachung des Buches. Wir bekommen eine Karte der Welt mit zusätzlicher Erklärung zu den Landesteilen und ihren Hauptstädten. Ebenfalls vorangestellt ist ein sehr praktisches Personenregister. Die Kapitelüberschriften verdeutlichen jeweils sehr schön, wo wir uns befinden und welche Person begleitet wird. Ich wünsche der Autorin viel Glück mit ihrem Projekt, werde jedoch selbst nicht weiter lesen.