Rezension

Nicht so gut wie erhofft

Die Frau mit den zwei Gesichtern - Uwe Wilhelm

Die Frau mit den zwei Gesichtern
von Uwe Wilhelm

Bewertet mit 3 Sternen

Noa leitet eine Securityfirma. Sie bietet Personenschutz für Frauen an. Eines Tages steht Tiara, die Tochter eines Unterweltbosses vor ihrer Tür und bittet um Schutz vor ihrem Vater Samy Moussa. Mit gemischten Gefühlen willigt Noa ein und setzt damit eine Spirale aus Gewalt in Gang.

Der Autor Uwe Wilhelm erschafft in seinem ersten Krimi um Noa Stern ein paar interessante und eigenwillige Figuren. Da ist die mutige, emanzipierte Hauptfigur Noa Stern. Sie kämpft mit allen Mitteln, wenn sie etwas erreichen oder ihr jemand etwas Wichtiges nehmen will. Ihre ehemalige Geliebte Alma, die ebenfalls stark und sehr unkonventionell ist. Auch Noas Mutter Rena ist eine starke Frauenfigur. Als interessante männliche Figur gibt es den Polizisten Bukowski, der um jeden Preis den Unterweltboss Samy Moussa hinter Schloss und Riegel bringen will.

Doch es gibt da auch Figuren, die der Autor viel zu stereotyp gezeichnet hat. Allen voran die beiden Teenagermädchen Ava und Tiara. Tiara ist die Tochter von Samy Moussa. Sie ist über alle Maßen verwöhnt, sehr dumm und oft zickig oder hysterisch. Ava, die Tochter von Noa Stern, zeichnet sich ebenfalls durch Naivität, Dummheit, zickiges Auftreten und einen Hang zu Drama und Hysterie aus. Das fand ich ziemlich nervig. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, welches Problem der Autor mit weiblichen Teenagern hat.

Genauso eindimensional hat er die Mitglieder zweier moslemischer Unterweltbanden gezeichnet. Egal, ob diese Figuren dumm oder intelligent dargestellt wurden, sie waren alle sehr gewaltbereit. Gewalt war die Lösung für alle Probleme. Die Botschaft dahinter hieß für mich, dass Moslems auf jeden Fall böse und brutal sind.

Und damit sind wir auch schon bei dem Punkt angelangt, der mich am meisten an diesem Buch gestört hat. Der Autor glaubt, er müsse seine Meinung zu vielen Problemen dieser Zeit einfließen lassen. Ganz egal, ob es dabei um die Me-Too-Bewegung, Migranten in Deutschland oder den Wohnungsmarkt in Berlin ging. Klar, das Buch spielt in der realen Welt und kann dann auch reale Themen aufgreifen. Teilweise hat der Autor dabei jedoch regelrecht doziert. Mir hat das den Spaß an diesem Krimi mit der Zeit genommen.

Denn die eigentliche Krimihandlung fand ich aufgrund der zum Teil ungewöhnlichen Figuren zu Beginn spannend und erfrischend. Bis zum Ende gab es zudem die eine oder andere Überraschung. Das habe ich sehr begrüßt. Im Großen und Ganzen hat mich das Buch gut unterhalten. Wenn es weniger Meinungsmache enthalten hätte, wäre es jedoch besser gewesen.