Rezension

Nicht so gut wie früher

Der Bücherdrache - Walter Moers

Der Bücherdrache
von Walter Moers

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Bücherdrache ist eine ähnlich sagenumwobene Kreatur wie der Schattenkönig, vielleicht etwas weniger bekannt, aber ähnlich „ormträchtig“.
Hildegunst von Mythenmetz taucht in einem Comicstreifen in einen Traum ein und von dort (wie im Film „Inception“) in einige tiefere Lagen. Er trifft, es geht wie gewohnt als Text weiter, auf den Buchling Hildegunst Zwei. Buchlinge sind Bewohner der Ledernen Grotte der Untenwelt Buchhaims, ihre Aufgabe ist es sämtliche Werke des Autoren auswendig zu lernen, nach dem sie benannt sind. Hildegunst Zwei erzählt seinem autorischen Vorbild von seinem Abenteuer.

Der kleine Hildegunst Zwei hat eigentlich ganz schön viel auswendig zu lernen, da Hildegunst von Mythenmetz als langlebiger Lindwurm eine ganze Menge zu Papier gebracht hat, aber er lernt eine Gruppe von Klassikern kennen, die nur sehr wenig memorieren mussten, entsprechend viel Zeit haben und mit kleinen, unerfahrenen Buchlingen Unfug treiben. So kommt es, dass sie Hildegunst Zwei einen Streich spielen und ihn in den buchdurchtränkten Sumpf schicken, um dem berüchtigten Bücherdrachen eine bücherne Schuppe zu stehlen. Nach einer Wanderung trifft der junge Buchlign auch tatsächlich auf den Drachen, der ihm seine gaaaanze verdammte Lebensgeschichte erzählt, und hier liegt für mich der Knackpunkt des Buches. Aber dazu später. Der zunächst freundlich und sogar kumpelhaft wirkende Drache offenbart Hildegunst Zwei, dass er ihn aus dem Sumpf nicht entkommen lassen kann und leider töten muss, zunächst jedoch muss er als Drache im gesetzten Alter sein Mittagsschläfchen halten. Das ruft die Gruppe von unfugtreibenden Buchlingen auf den Plan, die sich um Hildegunst Zwei Sorgen gemacht haben, denn wie sich herausstellt, wussten sie gar nicht, dass es den Drachen wirklich gibt. Mit einem waghalsigen Plan gelingt es der Gruppe zu entkommen, und dabei finden sie etwas sehr erstaunliches über ihre eigene Gattung heraus.

Walter Moers schreibt, finde ich, wie gewohnt gewitzt, spannend und mit einer Skurrilität, die oftmals ihresgleichen sucht. Als Fan seiner früheren Bücher, „Die Stadt der Träumenden Bücher“, „Ensel und Krete“, „Rumo“ oder „Käpt'n Blaubär“ kommt es mir mittlerweile leider so vor, als ob Moers zum Chronisten seiner eigenen ausgedachten Welt Zamonien verkommt. Er ergießt sich in langen Beschreibungen zur Umgebung, vieles ist eine unnötige Aufzählung, die mich mit dem Fuß auftippeln lässt, ungeduldig wann es denn weitergeht. Seine früheren Werke waren wirklich spannend und ereignisgeladen, „Der Bücherdrache“ kann da leider genauso wenig wie „Weihnachten auf der Lindwurmfeste“ mithalten, letzteres war für mich der hohe Tiefpunkt seiner ewig langen Beschreibungen. Nichts desto trotz ist es ein gutes Buch, was für mich leider nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen kann.