Rezension

Nicht so richtig Zugang gefunden

Tabu - Ferdinand von Schirach

Tabu
von Ferdinand von Schirach

Bewertet mit 3.5 Sternen

INHALT:
Sebastian von Eschburg verliert als Kind durch den Selbstmord seines Vaters den Halt. Er versucht, sich durch die Kunst zu retten. Er zeigt mit seinen Fotografien und Videoinstallationen, dass Wirklichkeit und Wahrheit verschiedene Dinge sind. Es geht um Schönheit, Sex und die Einsamkeit des Menschen. Als Eschburg vorgeworfen wird, eine junge Frau getötet zu haben, übernimmt Konrad Biegler die Verteidigung. Der alte Anwalt versucht, dem Künstler zu helfen – und damit sich selbst.

MEINUNG:
Tabu ist nach Der Fall Collini Ferdinand von Schirachs zweiter Roman und als Fan durfte auch dieser Roman nicht ausgelassen werden. Ich habe alle drei Vorgängerbücher von Ferdinand von Schirach förmlich verschlungen innnerhalb eines Monats und habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, aber leider war ich etwas enttäuscht.

Das Buch beginnt von Sebastian von Eschborns Lebensgeschichte, die ich als sehr spannend und tiefgründig empfunden habe. Mit Sebastian von Eschburg hat von Schirach ist eine sehr komplizierte und komplexe Persönlichkeit eines Künstlers geschaffen, zu der ich nicht immer einen Zugang finden konnte. Von Eschburg wirkt verloren, als hätte er seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden. Wie der Klappentext schon sagt, versucht er diesen Zustand mit Kunst zu füllen oder auch zu verdrängen, was Ansichtssache sein mag. Zu der Art von Kunst, die er macht, habe ich keinen so richtigen Zugang gefunden. Manchmal erschien es mir, dass von Eschburg in einer anderen Welt lebt. Wirklichkeit und Wahrheit auseinander zu halten fällt schwer.

Das betrifft auch die Aufklärung des Mordes, den Sebastian von Eschburg begangen an seiner Halbschwester begangen haben soll. Es gibt keine Leiche, sondern nur die DNA der Schwester. Der Beginn der Gerichtsverhandlung kam für sehr plötzlich und erscheint wie ein Bruch in dem Roman. Es gibt keine Leiche, sondern nur die DNA der Schwester. Konrad Biegler übernimmt seine Verteidigung und gerät selbst in den Strudel von Wahrheit und Fiktion. Ihn mochte ich sehr gerne. Es ist deutlich spürbar, dass auch seine Vergangenheit hat.

Letztlich aber ist das Buch aber auch eine Beschäftigung mit der Frage, was Wirklichkeit und was Wahrheit ist. Wirklichkeit ist das, was wir mit unseren Sinnen subjektiv wahrnehmen - oder wahrzunehmen meinen. Denn die erlebte Wirklichkeit muss nicht wahr sein, wie von Schirach am Beispiel des historisch nachgewiesenen "Schachtürken" darstellt.

FAZIT:
Der Roman bietet wieder den typischen von Schirach Schreibstil, kommt für aber an Verbrechen, Schuld und Der Fall Collini nicht ran, da mir der Zugang zum Künstler von Eschburg nicht richtig gelang. Trotzdem sollte man sie diesen besonderen Roman nicht entgehen lassen, vor allem dann nicht, wenn man Fan von Ferdinand von Schirach ist.
Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.