Rezension

Nicht so stark wie Band 2

Die Spiegelreisende Band 3 - Das Gedächtnis von Babel - Christelle Dabos

Die Spiegelreisende Band 3 - Das Gedächtnis von Babel
von Christelle Dabos

Bewertet mit 4 Sternen

Es gibt viele Stimmen, die verlauten lassen, dass der dritte Band langweilig und wesentlich schwächer ist als seine beiden Vorgänger. Ich persönlich finde ihn zwar nicht ganz so spannend wie den zweiten, aber keinesfalls langweilig, zumindest nicht als Hörbuch. Natürlich ist es etwas anderes, nur die CD einzuwerfen und auf Play zu drücken, als sich hinzusetzen, das Buch in die Hand zu nehmen und „selbst“ zu lesen, vor allem da dieses Hörspiel gekürzt war. Wer weiß, wo man sich in der Print-Version überall durch quälen muss.

 

In diesem Buch lernt man eine ganz neue Arche kennen, nämlich Babel. Ich fand es super spannend, die Unterschiede zum Pol und Anima zu sehen, die jeweils ja schon unterschiedlicher kaum sein könnten. Babel hat noch mal seinen eigenen Charme, wirkt etwas sonderlich und zugleich aber auch fortschrittlicher als die anderen beiden bereits bekannten Archen. Die Menschen haben eine eigentümliche Art und ticken einfach komplett anders, irgendwie geordneter und strenger, gegensätzlich zu dem bunten Treiben im Mondscheinpalast oder der liebenswert verschrobenen Art der Animisten.

 

An manchen Stellen zog sich die Geschichte schon etwas, da stimme ich zu. Besonders während Ophelias Aufenthalt in der Schule der Guten Familie wurde es zwischendurch etwas eintönig, aber ich habe trotzdem nie das Gefühl gehabt, eine Pause einlegen zu müssen, weil es gerade akut langweilig würde oder dergleichen Die Sprecherin, die ich gar nicht müde werde zu loben, hat wie immer einen großartigen Job gemacht, den Figuren Leben eingehaucht und die Stimmung in jeder Szene perfekt eingefangen und rübergebracht. Als Hörer könnte ich mir keine bessere Stimme für Ophelias Geschichte wünschen.

 

Ophelia erfährt in diesem Band einiges über Gott, den „Anderen“ und vor allem sich selbst, auch wenn ich gestehen muss, dass einiges davon recht verwirrend war. Man muss sich einfach auf die für mich teils etwas unlogischen und vor allem unerwarteten Wendungen und Erkenntnisse einlassen, denke ich. Zudem erhoffe ich mir noch etwas mehr Aufklärung im finalen Band, Christelle Dabos wird mich da sicherlich nicht im Regen stehen lassen.

 

Was mir ein Wechselbad der Gefühle beschert hat, war das Verhältnis von Ophelia und Thorn. Ich habe mit Ophelia mitgefiebert, gebangt und mich danach gesehnt, ihn endlich wiederzutreffen, und war, als es dann endlich dazu kam, zugleich erbost, tief traurig und so unendlich erleichtert. Die beiden haben wirklich eine sonderbare Beziehung voller unausgesprochener Worte, Gedanken und Gefühle, und dennoch sind sie auf seltsame Weise trotzdem irgendwie das perfekte Paar, auch wenn Thorn stellenweise eindeutig noch an seinem Umgang mit Ophelia arbeiten sollte.

 

Vom letzten Band erhoffe ich mir zudem einige Erklärungen, welche Rolle Viktoria spielt, Ophelias Patentochter. Sie hat bereits in diesem Band einige eigene Kapitel aus ihrer Sicht bekommen, in denen auch Gott auftaucht. Irgendeine entscheidende Sache wird sie also zur Lösung des ganzen Konfliktes beitragen und ich bin gespannt, wie genau das aussehen wird.

 

Mein Fazit:
Ich freue mich unheimlich aufs Finale! Zwar etwas schwächer als Band 2, da nicht so rasant, aber mir hat das neue Setting extrem gut gefallen. Eine wirklich spannende Reihe, es reicht bei diesem Band für 4 von 5 Sternen.