Rezension

Nicht so tiefgründig wie erhofft

Die Welt ist kein Ozean - Alexa Hennig von Lange

Die Welt ist kein Ozean
von Alexa Hennig von Lange

Bewertet mit 2.5 Sternen

Äußeres Erscheinungsbild:
Bis auf die Tatsache, dass ich das Cover nicht optimal bearbeitet finde, finde ich es eigentlich ganz schön. Es zeigt Franzi und das Meer, welches eine wichtige Rolle im Buch spielt.
Auch der Titel spielt auf dieses Meer und die Bedeutung an.

Eigene Meinung:
Da ich selbst eine Vergangenheit mit psychischen Problemen habe, bin ich immer auf der Suche nach Romanen, die diese Thematik ansprechen: egal ob nun Depressionen oder Essstörung oder eine der vielen anderen Erkrankungen. Dieses Buch sollte den Lesern die Erkrankung des totalen Mutismus näherbringen und gleichzeitig die vielen anderen Erkrankungen in dieser Einrichtung. Leider wurden sämtliche Erkrankungen nur angeschnitten und der Tiefgang hat für mich komplett gefehlt.

Die ganze Geschichte streckt sich nur über knapp zwei Wochen und das macht die Geschehnisse für mich einfach so schwer nachvollziehbar: der Junge, der über ein Jahr in Behandlung ist macht endlich (und sofort) Fortschritte, es wir die große Liebe gefunden, man konfrontiert sich und die Vergangenheit und die Zukunft steht auch plötzlich fest.
Ich weiß, dass manche Dinge ruckzuck geschehen, aber besonders in Bezug auf psychische Erkrankungen stimmt das einfach nicht. Vertrauen ist für mich das kostbarste Gut der Welt und dieses wird hier geradezu verschenkt.
Andere Szenen, wie die Klavierspiele waren schon fast magisch geschrieben und dieses Gefühl, diesen Tiefgang hätte ich mir in anderen Szenen viel mehr gewünscht.

Das Buch ist recht umgangssprachlich, jugendlich und nicht überladen geschrieben.

Franzi ist doch recht offen und geht sehr gelöst auf die neue Situation ein. Sich mal in andere Menschen hineinzuversetzen ist nicht einfach, aber sie hat schon mal die richtigen Gegebenheiten. Und doch verstehe ich sie nur zu gut, dass sie doch recht eingeschüchtert ist, als sie dann "in der realen Welt" ankommt. Sie ist ein typischer Teenager, der auch mal über den Tellerrand blickt.
Tucker bleibt das ganze Buch recht unscheinbar und farblos, was an seinem totalen Mutismus liegen mag. Leider konnte ich mich nicht so recht in ihn hineinversetzen.
Nellis Reaktion auf die Jugendlichen hat mir persönlich sehr wehgetan. Da ich selbst eine Geschichte mit psychischer Erkrankung habe, verletzt mich so ein ignorantes Verhalten. Leider ist ihre Haltung aber nichts Abwegiges und es gibt solche Menschen im realen Leben. Sehr gut getroffen und ich mit der Zeit wird deutlich, dass sie ein viel komplexerer Mensch ist, als es am Anfang den Anschein hat.
Einen bleibenden Eindruck haben aber die liebe Schwester Sina und der Straßenmusiker Randy hinterlassen.

Leider fand ich die Liebesgeschichte überhaupt nicht romantisch und die Anziehung zwischen Franzi und Tucker macht für mich überhaupt keinen Sinn. Diese Liebe auf den ersten Blick war hier einfach nicht glaubhaft porträtiert.

Das Ende fand ich hingegen sehr schön gelöst. Es war glücklich und rund und NICHT komplett auf die Beziehung fixiert.

Fazit:
Leider habe ich nicht ganz das bekommen, was ich mir erhofft hatte: einen tiefgründigen Jugendroman über psychisch kranke Kinder mit einer komplizierten, aber liebenswerten Romanze. Stattdessen ist ein leichter Jugendroman geworden, der mir an Tiefgang mangelt und dessen Liebesgeschichte leider nicht ganz zündet. Schade, denn die Ansätze waren da und in einigen Szenen zu spüren.