Rezension

Nicht so überzeugend wie gedacht

Der Welten-Express 1 - Anca Sturm

Der Welten-Express 1
von Anca Sturm

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:

Seit zwei Jahren ist Jonte verschwunden. In der Silvesternacht gegangen und nie wieder gekommen. Flinn vermisst ihren älteren Bruder höllisch, war er doch der einzige, der sie verstanden hat. Seitdem wandert Flinn immer wieder auf den Bahnsteig, an dem Jonte viel Zeit verbracht hat. Sie ist sich sicher, dass dort etwas besonderes passiert sein muss.

Bis sie eines nachts auf dem Bahnsteig selbst überrascht wird. Auf dem normalerweise stillgelegten Bahnhof fährt rin gewaltiger, atemberaubender lila Zug fährt ein. Er hält an, Flinn nutzt den Moment und springt auf. Sie ist im Welten-Express. Ein fahrendes Internat, wo die Schüler magische Dinge lernen. Flinn wäre gerne Teil dieser Gemeinschaft, doch ihr liegen Steine im Weg, die es nur schwer möglich machen, im Welten-Express zu leben.

Vieles scheint unmöglich doch Flinn ist sich sicher, dass sie den Ort gefunden hat, an dem sich auch Jonte mal aufgehalten hat. Doch wo ist er jetzt?

 

Meinung:

Das Hardcover ist kinderfreundlich und liebevoll gestaltet. Die Hauptprotagonisten des Buches sind darauf abgebildet, allen voran Flinn, die hautprpotagonistin des Buches. Die Farben sind recht dunkel, es gibt einige helle Details, die dem Cover einen freundlichen Charakter geben.

 

Der Einstieg in den Roman fiel mir schwer. Ich hatte mit einer anderen anderen Einstiegs-und Gesamtsituation gerechnet, der Klapptext verspricht eine etwas andere Geschichte, die den Leser auf eine andere Situation hinführt. Das war etwas irreführend und hat mir sicherlich auch den Einstieg erschwert.

 

Die Schreibweise war angenehm, manchmal hätte ich mir mehr Alltagssprache gewünscht, die die Handlung auflockern und auch gut zu den handelnden Personen passen würde. So kamen manche Situationen etwas verklemmt und nicht natürlich rüber, was auch durch die Schüchternheit zueinander verstärkt wird. Da kommen wir auch zu meinem größten Problem. Ich verstehe, dass es zwischen Jugendlichen viel ungesagtes gibt und die ersten Annäherungen zueinander nicht immer leicht sind. Hier waren mir die v. a. Flinn und ihre Freunde zu verkrampft und schüchtern miteinander, sodass selbst die banalsten Dinge unsicher vorgebracht wurden, dadurch falsch verstanden wurden und am Ende ein Kobfliktpotenzial entstehen ließen.

 

Es gibt nur wenige Handlungsorte, allen voran der Welten-Express und Weidenborstel, die Heimat von Flinn. Es gibt dann noch zwei, drei weitere Örtlichkeiten, wo jedoch immer nur eine Szene spielt. Ein besonderes Augenmerk liegt natürlich auf dem Titelgebenden Zug, welcher ausführlich und detailliert, zu verschiedensten Tageszeiten beschrieben wird. Weidenborstel ist das komplette Gegenteil von dem magischen Zug, dort leben die Menschen einfach und mit nur wenig Schnick-Schnack, mit nur wenigen technischen Geräten und dadurch wird die Stärke der Magie des Zuges noch größer.

 

Als Hauptprotagonisten gibt es Flinn, ein 13 jähriges Mädchen, das schüchtern unnd unbeliebt ist, ihrem Bruder nachtrauert und dadurch schon früh reifer geworden ist. Sie besucht nur ungern die Schule und auch zuhause kann sich Flinn nicht entspannen, sondern übernimmt viele Dinge im Haushalt. Eigentlich könnte sie ein toller Charakter sein, wäre da nicht ihre ständige Unsicherheit und ihr Talent, immer andere Menschen zu verschrecken. Das hat mich regelmäßig geärgert und manchmal hätte ich ihr gerne einen Schubs gegeben, damit sie nicht immer so viel nachdenkt, sondern ihre Taten auch ausführt.

Als Weggefährten bekommt sie drei Kumpanen zur Seite gestellt, zwei Schüler des fahrenden Internats und den Kohlejungen. Sie stehen Flinn in allen Geschehnissen bei und vertrauen ihr blind, ohne manche Dinge zu hinterfragen. Trotzdem fand ich ihre Auftritte an einigen Stellen amüsant und sie haben Schwung in die Handlung gebracht. Lediglich die Beschreibung von Fedors aussehen kombiniert mit seinem Charakter fand ich schwierig. Es schienen einige Jahre dazwischen zu liegen und teilweise wirkte er fast erwachsen. Bei solchen Momenten habe ich mich dann immer gefragt, weshalb er Flinn so stark unterstützt.

 

Der magische Aspekt war häufig toll eingearbeitet, verständlich und irgendwie auch vorstellbar. Doch dann gab es wieder Begriffe, allen voran magiotechnologisch, bei denen zwar irgendwie klar war, was gemeint ist, bei denen ich mir aber eine Erklärung gewünscht hätte. Gerade wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um ein Kinderbuch handelt, hätte es eine Definition geben müssen, damit auch die jüngeren Leser den ganzen Inhalt des Buches verstehen.

Wobei ich finde, dass die Grenzen zwischen Kinderbuch und Jugendbuch öfter mal verschwimmen und ich nicht explizit sagen kann, welchem Genre ich das Buch zuordnen würde.

 

Fazit:

Schon seit der Erscheinung des Buches wurde es stark gehypt und gerade deshalb war ich sehr gespannt, es endlich selbst zu lesen. Vielleicht konnten gerade deshalb meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Außerdem finde ich den Klapptext nicht passend. Trotzdem war es eine schöne Geschichte, besonders die Beschreibungen des Express waren wundervoll. Ich habe einige Kritikpunkte, jedoch haben mir auch viele weitere Aspekte gefallen und ich werde den zweiten Teil auf jeden Fall lesen. Es gibt einfach noch zu viele offene Fragen, die mir auf der Seele liegen.