Rezension

NIcht überzeugend

Grace und die Anmut der Liebe - Sophie Benedict

Grace und die Anmut der Liebe
von Sophie Benedict

Bewertet mit 3.5 Sternen

Handlung:
1947

Bereits seit ihrer Kindheit träumt Grace Kelly von einer Schauspielkarriere. Ganz zum Widerwillen der Eltern, die sich wünschen, dass ihre Tochter einen vernünftigen Mann heiratet und mit diesem eine Familie gründet. Doch Grace setzt sich durch und beginnt mit 17 Jahren eine Schauspielausbildung in New York. In der Metropole fühlt sie sich schnell heimisch, lernt faszinierende und künstlerische Menschen kennen und mit dem Studium erfüllt sie sich einen Traum. Grace setzt alles daran, um eine gute Schauspielerin zu werden und die Welt, aber auch die eigenen Eltern von ihrem Können zu überzeugen.

Mit viel Talent, aber auch Tatkraft und Nerven arbeitet sich die junge Frau nach oben und wird in der Filmbranche immer beliebter. Ihr Können steigert sich von Film zu Film, dafür läuft es im Liebesleben von Grace Kelly nicht immer so rund. Männer kommen und gehen, mit keinem bleibt sie ewig zusammen. Bis sie Fürst Rainier von Monaco begegnet...

Meinung:
Natürlich gibt es auch bei diesem Cover der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ eine starke Ähnlichkeit zu den bereits erschienenen Bänden. Wobei diesmal die Besonderheit herrscht, dass die Schriftfarbe des Titels nicht in einer rötlichen Nuance abgedruckt wurde, sondern eine kühlere Farbe gewählt wurde. Ich würde die Farbe jetzt einfach mal als Mint-Ton bezeichnen und ich finde sie sehr passend gewählt. Immerhin erschien Grace Kelly für die Presse öfters als kühl und abweisend und es scheint eine Farbe zu sein, die ihr steht.

Im Vordergrund ist eine Dame von hinten zu sehen, sie trägt die typische Frisur der späteren Fürstin und ist in ein schickes, ebenfalls mintgrünes Kleid gewandt. Hier wird die Farbe des Titels noch mal aufgegriffen und es entsteht ein runde Bild. Im Hintergrund sind einige Gebäude zu sehen, ich kann nicht genau zuordnen, zu welcher Stadt sie gehören. Ich tippe einfach mal auf New York, immerhin wird öfter erwähnt, dass sich Grace Kelly sehr gerne in dieser Stadt aufgehalten und sich dort heimisch gefühlt hat.

Insgesamt gefällt mir das Bild richtig gut, es gibt einen ersten zarten Eindruck auf Grace Kelly und ihre Geschichte und ist sehr stimmig. Ich empfinde es als rund und gelungen, es ist nicht zu überladen und mir fehlt nichts.

 

Einige Teile der Reihe habe ich bereits gelesen und dieses stand ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Als Kind habe ich selbst davon geträumt, eines Tages Prinzessin zu werden, irgendwann wurde der Traum kleiner, dafür wuchs mein Interesse für Königsfamilien. Ich habe einige Hochzeiten live im TV oder Internet verfolgt und informiere mich regelmäßig, was es Neues gibt. Da passt doch ein Roman über Grace Kelly perfekt!

Ich muss zugeben, dass ich nur wenig von ihr wusste und dementsprechend sehr gespannt war. Bevor ich mit dem Roman begonnen habe, habe ich mir einige Bilder angeschaut und auch ein Interview mit ihr, um einen ersten Eindruck zu erhaschen und so bot sich mir die Möglichkeit, während des Lesens viele, lebendige Bilder vor Augen zu haben.

 

Ich hatte absolut keine Startschwierigkeiten, im Gegensatz. Mir fiel der Einstieg in den Roman sehr leicht, ich habe innerhalb kurzer Zeit gut hundert Seiten gelesen und war überrascht, wie schnell das ging. Es herrscht eine einfache Schreibweise, die sehr leicht ist und dazu beiträgt, dass ich so gut durch die Handlung gekommen bin. Die Geschichte erschien mir sehr lebendig, sowohl von den Charakteren, als auch vom Setting und den verschiedenen Szenarien. Es ist deutlich herauslesbar, dass sich die Autorin intensiv und genau mit der Filmgröße beschäftigt hat und es ist ihr gelungen, dieses Wissen in einen interessanten Roman zu verarbeiten.

 

Meine Erwartungen an den Roman waren andere. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass man so viel von Grace Kellys Schauspielausbildung miterlebt, sondern sich die Geschichte eher auf ihre späten Filmjahre und die Beziehung mit Fürst Rainier von Monaco konzentriert. Dieser Part nimmt einen sehr geringen Teil des Buches ein, was mich überrascht hat und ich etwas schade fand. So wirkte die Beziehung etwas berechnend und nicht ehrlich. Man kann nicht recht nachvollziehen, weshalb die spätere Fürstin von Monaco sich für diesen Mann entschieden hat, die Leidenschaft und Liebe blieb leider auf der Strecke. Im Grunde endet das Buch fast genau da, wo es für mich erst richtig spannend geworden wäre...

 

Eingefügt werden immer wieder Details über diverse Filme, die Grace Kelly gerade dreht, wie die Bedingungen sind und mit welchen berühmten Persönlichkeiten sie sich gerade am Set befindet. Sie nehmen nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Umfang ein und zeigen eindrucksvoll, wie die Filmszene in den 1950er Jahren aussah.

Mit einigen Filmpartnern hatte Grace Kelly kleine oder größere Beziehungen, diese wurden mir zu oberflächlich geschildert. Man merkt nicht wirklich, dass die Liebschaft ernst ist und von beiden Seiten wahre Leidenschaft kommt. Mir fehlte hier einiges an Leidenschaft und großen Gefühlen, sowie dem auf eine Trennung folgendem Herzschmerz. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich auf ein-zwei Beziehungen näher zu konzentrieren und diese ausführlicher zu schildern. So können die Gefühlte mehr Platz darstellen, andere Liebschaften hätten trotzdem ganz kurz und knapp eine Erwähnung finden können.

Eine intensive Recherche ist nicht nur an den Beziehungen Grace Kellys und deren Ausgang zu sehen, sondern auch an den vielen weiteren Fakten aus ihrem Leben. Sei es über die Familie, ihren Charakter, Freunde oder die Ausstrahlung auf andere. Vieles findet Erwähnung und lässt so ein glaubwürdiges und realistisches Bild entstehen.

 

Auf das Setting wurde ein nicht so starkes Augenmerk gerichtet, es hat eine eher untergeordnete Rolle, was mich absolut nicht gestört hat. In ihrer Anfangszeit in New York nächtigt die spätere Fürstin von Monaco im Barbizon Hotel for Women, was mir schon von einem anderen Roman bekannt ist. Dieses hat noch die stärkste Zeichnung bekommen und war am besten vorstellbar. Sowohl die Empfangshalle, als auch das Zimmer von Grace Kelly wurde mit wenigen, aber sehr eindringlichen Worten beschrieben, sodass vor meinen Augen ein solides Bild entstand.

Die restlichen Orte, sowohl spätere Wohnungen / Appartements oder Drehorte haben nur selten ein paar Worte zur Ausstattung, zum Aussehen bekommen und blieben daher schwammig. Doch aufgrund der Tatsache, dass Grace Kelly wegen ihrer Filmkarriere eh häufig unterwegs war und an verschiedensten Orten gedreht hat, hat mich die seichte Darstellung des Settings nicht weiter gestört.

 

So richtig mitfühlen konnte ich mit den Protagonisten an keiner Stelle. Es gibt keine emotionalen Ausbrüche oder Momente, die mich in irgendeiner Arte berührt habe. Eher bleibt die Stimmung auf einem kühlen Niveau, man gewinnt nicht die nötige Nähe zu den Personen und sie verströmen nur sehr selten einen herzlichen Hauch. Eigentlich macht genau das ja die Reihe aus, viel Leidenschaft, gepaart mit Liebe und aufregende Beziehungen. Und ich hatte genau die Erwartung, dass dies so eintritt. In dem Punkt hat dem Roman einiges gefehlt...

 

Ich mochte Grace Kelly an sich recht gern. Sie ist sympathisch, freundlich und hat definitiv viel Ausstrahlung. Doch sie ist mir zu kühl, zeigt nur selten eine herzliche und gelöste Seite, sondern wahrt immer die Contenance. An ihrem Wesen fehlten mir mehr Facetten, ich hätte es gut gefunden, wenn sie einen wandlungsfähigeren Charakter gezeigt hätte. Den das sie nur eine freundliche und stets beherrschte Frau gewesen ist kann ich mir nicht vorstellen. Und wenn es eine Szene gewesen wäre, in der sie mal eine wütende Seite gezeigt hätte. Allein das hätte wäre eine Wohltat gewesen. So erschien Grace immer wie ein sehr nüchterner und beherrschter Mensch, war everybodys darling und mir etwas emotionslos. Und genau das fand ich schade, immerhin ist sie eine unglaublich interessante Frau gewesen und hatte definitiv viel Ausstrahlung. Das merkt man sowohl im Roman, als auch bei dem reinen Betrachten von Bildern. Für mich gibt es in der Darstellung ihrer Figur zu wenig Abwechslung und dadurch konnte ich Grace Kelly leider nicht so wahrnehmen, wie ich es gern gewollt hätte.

Auch einigen anderen Protagonisten fehlte ein wenig der Schneid. Nur ganz wenige haben sich über ihren Charakter ausgezeichnet, meist gab es nur wenig besonderes an ihrem Wesen. So wurden sie nicht sonderlich lebendig und interessant, zudem habe ich viele schnell vergessen und am Ende kaum über sie nachgedacht. Viele Personen bleiben nicht im Kopf hängen, dafür ist ihre Charakterzeichnung zu schwach.

 

Fazit:
Da mir viele Bände der Reihe gut gefallen haben und ich auf eine grandiose Darstellung der Schauspielerin gehofft habe, bin ich etwas enttäuscht. Es gibt immer wieder gute Ansätze, so hat mir die Schreibweise hervorragend gefallen, ich war beeindruckt, mit welcher Autorität Grace Kelly erscheint und wie ihre Erhabenheit zu spüren war. Doch leider gibt es auch einige Punkte, die mich nicht so überzeugen konnten, wo ich mir ein bisschen mehr erwartet hatte. All das habe ich bereits ausführlich genannt und ich werde dazu nicht weiter ins Detail gehen.

Der Roman regt definitiv dazu an, mehr über die große Fürstin von Monaco zu lesen und ich habe nach der Lektüre diverse Artikel, aber auch Videos geschaut und ich bin absolut begeistert von ihr. So richtig rund ist das Buch leider nicht, dafür geht es auch zu wenig in die Tiefe und zeigt zu wenige Facetten der Schauspielerin.