Rezension

Nicht unterBUTTERn lassen!

Butter -

Butter
von Asako Yuzuki

Bewertet mit 4 Sternen

          Tokio in den 2010er Jahren: Eine Journalistin, Rika, interviewt eine Serienmörderin, Manako Kaijii, die ihre deutlich älteren Geliebten auf dem Gewissen haben soll. Bei den Gefängnisbesuchen spricht diese wieder und wieder von Speisen, von Mahlzeiten, vor allem aber vom Essen und vom Genuss. Und von Butter.

Mehr und mehr erliegt Rika der Faszination dieser Schilderungen, sie beginnt, die Genusserlebnisse nachzuahmen. Nicht nur das Essen selbst, sondern auch das drumherum. 

Es kommt so weit, dass Rika in die Heimat Manokos fährt, um dort zu recherchieren, vor allem, um deren Familie und die Bekannten aus Jugendzeiten kennenzulernen. Mit dabei: Reiko, ihre beste Freundin, die sich ihr quasi aufgedrängt hat - auch sie ist von Manokos Geschichte, über die sie von Rika erfahren hat, gefangen.

Diese Treffen zeigen Manoko von einer ganz anderen Seite, was für Rika gewissermaßen etwas Heilendes hat - ihre Faszination nimmt ab, sie beginnt, eine vielschichtigere Sicht auf Manoko zu entwickeln und sie mehr und mehr aus der Distanz zu betrachten. Nicht so Reiki, die nach dieser gemeinsamen Reise verschwindet und sich bei niemandem meldet, nicht einmal bei ihrem Mann.

Rika ist die Einzige, die von ihren letzten Aktivitäten wusste; sie muss sich daran machen, diese aufzuspüren.

Ein äußerst facettenreicher Roman, in den ich erst nach und nach hineinfand, was einerseits durch den Stil, andererseits jedoch auch durch die Handlung bedingt war. Beim Stil hatte ich Blogs vor Augen, was in Manokos Hinsicht auch durchaus passte. Ich hatte das Gefühl, an der Oberfläche zu schwimmen, nur Lifestyle vermittelt zu bekommen, keine tieferen Hintergründe.

Doch was ich zunächst - überspitzt formuliert - als seichtes Gewäsch empfand, erwies sich als raffinierte Konstruktion. Der Leser dringt gemeinsam mit Rika in die Tiefen nicht nur der bisherigen Handlungsinhalte, sondern des Lebens schlechthin vor und wächst mit ihr. Ein besonderes Werk, das ich meist mit Interesse, zum Ende hin mit Begeisterung, aber stellenweise auch mit Abscheu las.

Die japanische Autorin setzt ihre Protagonistinnen, aber auch sich selbst als Schreibende, wirklich den absurdesten Situationen aus, was mit Sicherheit eine Menge Mut erfordert.

Eine Demaskierung von Oberflächen findet im Verlauf der Handlung statt, was auch vom Leser eine Menge erfordert. Kondenzentration, Flexibilität, Einfühlungsvermögen, aber auch Abstand in den entsprechenden Situationen.

Also: wenn man dazu bereit ist, empfehle ich dieses Buch. Während der Lektüre sollte man aber immer wachsam bleiben, sonst wird man gnadenlos an der Nase herumgeführt!