Rezension

Nicht Weltbewegend aber sehr gutes Mittelmaß

Bis ich 21 war - Ela Angerer

Bis ich 21 war
von Ela Angerer

Bis ich 21 war überzeugt zunächst mit einem angenehmen, flüssigen Schreibstil. Besonders ist hier, dass der erste Teil eine Reihe von Ereignissen aus der Vergangenheit wieder gibt und der zweite Teil quasi in der Gegenwart geschrieben ist. Namen spielen wenig eine Rolle, Ela Angerer benennt ihre Charaktere aus Sicht der Protagonistin mit Worten, gibt ihnen abstrakte Spitznamen, welche die Person beschreiben. So ist auch das kleine Mädchen, von dem wir so viele Dinge aus der Kindheit erfahren, namenslos. Vielleicht ein Punkt der deutlich macht, dass der Roman autobiographisch ist, Ela sich aber nicht komplett mit dem Mädchen identifiziert.

Damit schafft sie es dem Leser zu ermöglichen sich in das Mädchen hinein zu fühlen und selbst noch einmal die eigene Vergangenheit Revue passieren zu lassen.

In der Leserunde auf Lovelybooks wurde dies sehr deutlich. Alle fühlten sich angesprochen, haben ihre eigenen Erfahrungen preis gegeben und gemerkt wie oft sich Kindheitserinnerungen über schneiden. Besonders Interessant war hier: Wie unterschiedlich die Wahrnehmungen von Kindern und Erwachsenen sind.

Aber Ela Angerer spielt nicht nur mit Worten, sondern auch mit Farben. Es hat ein bisschen etwas von der Entwicklung des Schwarz-Weiß-Films bis zum Farbfilm. Zu mindestens in den Gedankengängen des Mädchens. Denn für mich bleibt dieses Buch Schwarz-Weiß. Ich suchte von Seite zu Seite nach einem Sinn hinter diesem Buch. Ist es nur eine Art Tagebuch? Was soll es den Lesern sagen? Und auch am Ende konnte ich mir diese Fragen nicht beantworten. Dennoch ließ es mich nachdenklich zurück. Und Redebedarf für eine Leserunde war definitiv gegeben.

Schade auch, dass das im Klappentext groß Angekündigte "Böse", sich im Buch total verliert. Einen Höhepunkt gab es nie, die Geschichte an sich bleibt eher konstant.

Bis ich 21 war ist einfach mal etwas anderes, dass macht es schwierig zu greifen und in Worte zu verpacken. Auf der einen Seite weckte es bei mir Mitgefühl, Empathie und das Gefühl helfen zu wollen - auf der anderen Seite ließ es mich unbefriedigt und unwissend zurück.

 

3,5 - 4 von 5 Sternen für eine konstante aber berührende Geschichte. Ich möchte das Buch nicht Himmelhoch loben, aber fühle mich auch nicht zu Tode betrübt.