Rezension

Nichts bleibt verborgen

Stigmata - Beatrix Gurian

Stigmata
von Beatrix Gurian

Bewertet mit 3 Sternen

Nach dem Tod ihrer Mutter bekommt Emma mysteriöse Post zugeschickt: Ein altes Foto von einem Kind und den Auftrag, nach den Mördern ihrer Mam zu suchen. Die Botschaft führt das Mädchen in ein Jugendcamp, wo nichts verborgen bleiben wird.

„Stigmata. Nichts bleibt verborgen“ ist ein Jugendthriller, der mit dem Mysteriösem spielt, Gruselelemente einstreut und durch Psychospielchen Spannung erzeugt.

Gleich zu Beginn wird man mit der trauernden Emma konfrontiert, die diese mysteriöse Botschaft erhält. Emma verkraftet den Tod ihrer Mutter nicht, sie ist von Trauer gebeutelt und erkennt, dass sie kaum etwas vom Leben ihrer Mam weiß. Sie beschließt, dieser rätselhaften Aufforderung nachzukommen.

Dazu kommt sie in ein Jugendcamp in einem alten Schloss. Dieses Gemäuer scheint Teil der Vergangenheit ihrer Mutter zu sein. Doch für Emma erschließt sich der Zusammenhang nicht. Überall begegnen ihr mysteriöse Schwarzweiß-Fotografien, die merkwürdigerweise mit ihrer Mutter verbunden sind. Gerade erst angekommen, wird es gruselig, als ein mysteriöses Ereignis das Nächste jagt.

Neben Emmas Aufenthalt in dem Jugendcamp gibt es Rückblenden in die 1960er-Jahre als das alte Schloss ein katholisches Waisenhaus war. Als Leser wird man Zeuge von Misshandlung, falscher Empörung und Missbrauch von Schutzbefohlenen. Meiner Meinung nach hat Beatrix Gurian diese dunklen Aspekte exzellent in Szene gesetzt. Sie zeigt, wie Schutzbefohlenen oftmals physische und psychische Gewalt widerfährt, wie sie gedemütigt, erniedrigt und gequält werden, nur um an ihnen Macht zu demonstrieren.

Emmas Aufenthalt im Camp war nicht ganz nach meinem Geschmack. Das Setting um das alte verfallene Schloss lädt durchaus zum Gruseln ein, trotzdem hat mich die Gänsehaut nicht gepackt. Die Autorin bemüht sich eindeutig, Schauderstimmung aufzubauen, aber es hat - zumindest bei mir - nicht geklappt. Ich habe die Gruselszenen als plump, vorhersehbar und teilweise kindlich empfunden. Hierzu muss ich anmerken, dass ich nicht zur jugendlichen Zielgruppe gehöre, und diese Passagen von einer jüngeren Leserschaft bestimmt eindringlicher aufgenommen werden.

Zudem haben mich die Figuren wenig überzeugt. Ich habe sie allesamt als blasse Platzhalter wahrgenommen. Es hat mir an Tiefe, plausibler Motivation und authentischem Verhalten gefehlt. Sie wirken allesamt aufgesetzt, was aber durchaus dem Charakter des besagten Jugendcamps entspricht. Dennoch konnte ich mich nicht einfühlen, was bei mir den Lesespaß bremst. 

Die Handlung inklusive der Auflösung ist gut umgesetzt, wobei nicht alle Aspekte überzeugend waren. Wahrscheinlich jammere ich auf zu hohem Niveau, weil ich mit der Lektüre im Gesamten schon zufrieden war. Trotzdem wurde mir zu viel eingefädelt, zu viel konstruiert, und die Motivation hinter dem Geschehen hinterlässt einen pampigen Nachgeschmack. 

Alles in allem habe ich zwar gern mit Emma das alte verfallene Schloss erforscht und bin gespannt dem Geheimnis um den Tod ihrer Mutter auf den Grund gegangen, konnte mich aber nicht so recht einfühlen, was eben die Gruselstimmung hemmt.

„Stigmata. Nichts bleibt verborgen“ ist meiner Meinung nach für junge Thriller-Leser geeignet, die gern in vergangenen Zeiten forschen, ein bisschen Mystery-Ambiente vertragen und sich auf einen konstruierten Ausgang einlassen wollen.