Rezension

Nichts für junge Mädchen!

Very First Time - Cameron Lund

Very First Time
von Cameron Lund

Bewertet mit 3 Sternen

COVER

Das Cover ist farblich sehr mädchenhaft und liebevoll gestaltet auf weißem Hintergrund mit Farbübergängen von Lila über Rosa zu Rot, vielen kleinen Herzen und dem Einsatz eines Handschriftfonts. Es hat mich gleich angesprochen, weil es so fröhlich und herzlich wirkt. Es passt sehr gut speziell zum Klappentext und allgemein zum Thema, wie ich finde.

INHALT

In „VERY FIRST TIME – Mein Masterplan in Sachen Liebe“ von Cameron Lund geht es um die 18-jährige Keely aus Vermont, die kurz vor dem High-School-Abschluss steht und deren größtes Problem zu sein scheint, noch Jungfrau zu sein. Dies will sie unbedingt ändern, bevor sie aufs College nach Kalifornien geht. Und dazu hat sie sich ihren BFF Andrew ausgesucht, mit dem sie von klein auf zusammen aufgewachsen ist, dem sie uneingeschränkt vertraut und den sie für erfahren hält. Ist das eine gute Idee?

ALLGEMEINES

Der Schreibstil ist sehr flüssig. Die Sprache ist an den heute üblichen Teenie-Jargon angepasst worden. Da dies die Zielgruppe ist, fand ich das nicht störend. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass die Jugendlichen so, wie sie in dem Buch dargestellt wurden, deutlich jünger waren - eher 14 als 18. Sie sind durchweg sehr unerfahren, naiv und unreflektiert in Verhalten und Gedankengängen. Auch das Selbstbild ist nicht nur bei Keely gestört. Es mag in diesem Alter große Unterschiede geben, was die körperliche und geistige Entwicklung angeht, aber mit 18 und kurz vor dem Wechsel aufs College sollte man dann doch schon einen gewissen Stand erreicht haben, den die Protagonistin dieses Romans, aus deren Perspektive alles geschildert wird, ganz klar nicht hat.

MEINE MEINUNG

Ich bin nach dem Beenden des Buches bei weitem nicht mehr so begeistert, wie ich es nach dem Lesen der Leseprobe war. Das Buch hat viele nette und unterhaltsame Szenen, aber auch genauso viele, wo ich nur den Kopf schütteln konnte und mich über die Protagonistin aufgeregt habe. Natürlich bin ich mit fast 50 Jahren nicht die Zielgruppe, aber ich lese sehr gerne Kinder- und Jugendbücher, Young Adult und ähnliches und bin sehr offen und aufgeschlossen diesem jungen Genre gegenüber. Ich war ja schließlich auch mal in dem Alter und erinnere mich sehr gerne an diese unbeschwerte Zeit mit den vielen teils verirrten Schmetterlingen zurück. 

Aber wie hier in dem Buch mit dem Thema Sex und Jungfräulichkeit umgegangen wird, stößt mir echt bitter auf. Das geht so gar nicht. Es wird der Eindruck vermittelt, dass man das erste Mal so schnell wie möglich hinter sich bringen sollte, am besten noch auf der High-School, denn auf dem College sind keine unerfahrenen Jungfrauen mehr zu finden und man ist automatisch ein Außenseiter, wenn man bewusst gewartet hat oder noch nicht so weit ist. Der erste Sex wird komplett von Freundschaft, Beziehung und Liebe getrennt. Es ist zwar förderlich, wenn man denjenigen mag, aber das steht definitiv nicht im Vordergrund. Erst am Ende des Buches werden diese Thesen etwas aufgeweicht – zu spät und ineffizient, wie ich finde, denn der erste Eindruck bleibt bestehen. Und der ist fatal!

Auch sind die Charaktere nicht wirklich klar gezeichnet und einem Wandel unterworfen. Es sind Stereotypen, die wie im Film aufeinander losgelassen werden und von einem Extrem ins andere verfallen und dabei kein Klischee auslassen. Am Ende fragt man sich, was man nun glauben soll im Hinblick darauf, was das wahre Ich der einzelnen Beteiligten ist. Diese Zickenkriege der Dramaqueens und das ambivalente Verhalten generell sind typisch für die Pubertät, aber mit 18 sollte man da stabiler sein, finde ich.

 

FAZIT

Ich würde das Buch jungen Lesern ab 20 empfehlen, die ihre sexuelle Orientierungsphase bereits hinter sich haben und sich eine eigene Meinung gebildet haben. Für sie ist das Buch (mit der nötigen emotionalen Distanz) durchaus unterhaltsam und amüsant – nicht mehr und nicht weniger.

Jüngeren Leserinnen rate ich ganz klar ab!