Rezension

nichts für schwache Nerven

Der Kinderflüsterer - Alex North

Der Kinderflüsterer
von Alex North

Dieses Buch, ES kann eine gewisse Ähnlichkeit mit den Romanen von Stephen King nicht verbergen. Die Tommyknockers lassen grüßen. Doch es bleibt bei dieser Ähnlichkeit, die Handlung ist anders, die Spannung weist nicht mehr die kindliche Angst auf. Ohne Zweifel ist "Der Kinderflüsterer" ein Thriller der heutigen Zeit, der besonders verschlungene Pfade beschreitet und Spuren legt.

Tom Kennedy hat vor kurzem seine Frau Rebecca verloren. Mit seinem kleinen Sohn Jake will er eine Veränderung herbeirufen. Im ihrem bisherigen Haus fühlen sich beide zu sehr an Mutter und Ehefrau erinnert. Tom hat ein Haus gefunden und sich noch gewundert, dass er es so schnell bekam. Noch weiß er nicht, dass dieses Haus auch das "Gruselhaus" genannt wird und für die Kinder in der Stadt oftmals für eine Mutprobe herhalten muss. Morgen soll für Jake der erste Schultag in der neuen Schule sein. Obwohl Jake ihm gesagt hat, dass er ein Flüstern gehört hat, will sein Vater davon nichts wissen. Aber der ist eh voller Zweifel, ob er es überhaupt schafft, seinen Sohn alleine zu erziehen. Aber er hat Jake auch schon bei Selbstgesprächen erwischt. Und ja, Jake unterhält sich oft und gerne mit einer Freundin, die gar nicht wirklich da ist. 

Alex North arbeitet wie Stephen King mit den Ängsten aus der Kinderzeit. Meist war die Ursache nicht real. Dennoch geht die Phantasie eines Kindes soweit, dass sie bei dem Kind echte Ängste hervorruft. Doch hier wird hier schnell klar, dass es sich nicht um kindliche Hirngespinste handelt, die Schrecken verbreiten. Auch nicht die Tatsache, dass das Haus ein Gruselhaus sein soll. Schnell wird klar, dass sowohl Tom als auch Jake tatsächlich in Gefahr sind. Obwohl der Kinderflüsterer von vor zwanzig Jahren immer noch im Gefängnis sitzt, scheint er wieder aktiv zu sein. 

Ein unheimlich gut gestricktes Figurenensemble, bei dem die Verbindung zwischen den einzelnen Figuren nicht so offensichtlich ist. Das erzeugt Irreführungen und Spannungen beim Leser. Der Ort der Handlung – Featherbank - hat irgendwie etwas von Broadchurch an sich. Er wirkt schon unheimlich, nur weil man seinen Namen liest. Es ist jedenfalls kein englischer Ort, in welchem sich viele Touristen aufhalten. Das Cover hat ein unmittelbaren Zusammenhang zum Inhalt.

Erzählt wird die Geschichte abwechseln aus unterschiedlichen Perspektiven. Während alles, was Tom Kennedy persönlich passiert meist aus seiner Sicht als Ich-Erzähler geboten wird und man dabei hautnah das erfährt, was geschieht, werden die anderen Passagen in der dritten Person aus einer entfernteren Perspektive dargestellt. Dabei wird aber nicht wie bei Jake auf das Eintauchen in die Gedankenwelt verzichtet, wenn der Junge z. B. mit seiner imaginären Freundin spricht.

Schmetterlinge ziehen sich durch den gesamten Roman – auss gutem Grund. Konflikte zwischen einzelnen Figuren, deren Verbindung erst nacheinander aufgezeigt werden, erhöhen die Spannung zusätzlich zur dauerhaft angelegten Gefahr. Man hat beim Lesen stets das Gefühl, ein leises Sirren oder Surren im Hintergrund zu hören. 

Ein Thriller der Spitzenklasse, der nichts für schwache Nerven ist.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2019