Rezension

Nichts für schwache Nerven

Scherbenseele
von Erik Axl Sund

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT
Eine Selbstmordwelle schockiert Schweden. Außerordentlich viele Jugendliche wählen den Freitod und sie alle scheinen eines gemeinsam zu haben - während ihres Selbstmordes hörten alle Kassetten eines Interpreten, der sich Hunger nennt, auf alten Walkmen. Der Ermittler Jens Hurtig entdeckt dabei schnell einen Zusammenhang zu einigen zeitgleich stattfindenden Morden. Er stößt auf Spuren, die ihn selbst in Gefahr bringen.

MEINUNG
Das Buch war direkt von Beginn an fesselnd und spannend. Die kurzen Kapitel und auch der Schreibstil konnten mich überzeugen. Die Szenen wechseln sehr schnell und sind kurz und knackig gehalten. Jedoch waren es für meinen Geschmack zu viele Charaktere, denn gerade zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass jeder Charakter ein eigenes Kapitel erhalten hat, um seine Lebensgeschichte zu erzählen. Aber diese Kapitel waren eben unterteilt, so dass man die Charaktere nur Stück für Stück kennen lernen konnte und ich gerade zu Beginn eher verwirrt als zufrieden war, denn ich habe zwischendurch einfach den Überblick verloren. Als mein Freund mich nach etwa 100 Seiten gefragt hat, wer denn nun der Protagonist sei, konnte ich die Frage schlichtweg nicht beantworten. Es waren einfach so viele verschiedene Handlungsstränge, die alle ihre eigenen Hauptcharaktere hatten, welche noch recht farblos und langweilig wirkten. Im Laufe des Buches wurden diese irgendwie zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Die Leben der einzelnen Charaktere überschnitten sich - teilweise leider auf eher unoriginelle und eher flache Weise.

"Das Loch in ihrem Herzen war zu tief, die Dunkelheit zu kompakt. Die Schnur, die ihre Rettungsleine hätte sein sollen, wurde ganz allmählich spröde." ~ S. 68

Trotzdem flogen die Seiten nur so dahin und ich war gefesselt von der Handlung. Die einzelnen Selbstmorde waren eher außergewöhnlich und meiner Meinung nach gut durchdacht. Jedoch wurde im Buch der Selbstmord in diesem Sinne nicht verherrlicht, sondern stellenweise wurden auch die Hintergründe erläutert, die die Jugendlichen in diesem Fall zum Selbstmord trieben. Der ein oder andere Charakter hat im Laufe des Buches außerdem einen neuen Sinn im Leben entdeckt und konnte das erste Mal Liebe wahrnehmen und damit war der Wille weiterzuleben entfacht. Die einzelnen Charaktere waren mir zum Ende hin alle sympathisch, selbst die Antagonisten. Man konnte ihre kleine kranke Welt irgendwie verstehen, denn unter diesen Umständen kann man einfach nur verrückt werden. Man hat Mitleid und fühlt auch irgendwie Erleichterung selbst mehr Glück im Leben gehabt zu haben. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autoren mich immer wieder auf falsche Fährten gelockt haben. Des Öfteren war ich der Meinung das Rätsel gelöst zu haben, um dann wieder aufs Neue überrascht zu werden. Das Ende war für mich gelungen und lässt keine Fragen offen. Es ist lediglich nicht für alle lieb gewonnen Charaktere zu einem Happy End gekommen; was mich im ersten Moment mehr mitgenommen hat als erwartet.

FAZIT
Der Thriller ist definitiv nichts für schwache Nerven, denn die Suizide und Morde werden sehr bildlich und lebhaft dargestellt. Ich freue mich auf jeden Fall auf die Fortsetzung und kann hier nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen.

@ Das Bücherchamäleon