Rezension

Nichts für Thrillerfans

Der Kinderflüsterer - Alex North

Der Kinderflüsterer
von Alex North

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch trägt den Sticker 'Der Bestseller des Jahres', allerdings muss ich sagen, dass der Roman diesem Ruf nicht gerecht wird. Er ist zwar spannend, aber könnte viel mehr Potenzial verwirklichen. Ganz besonders hat mich gestört, dass bereits in der Mitte des Buches auf den tatsächlichen Täter hingewiesen wird und die Spannung nur noch darin besteht, wie er entdeckt und überführt wird. Da fehlt mir persönlich das so beliebte Miträtseln, das prickelnde Gefühl, nah am Geschehen zu sein. Es gibt zwar die ein oder andere falsche Fährte, aber das ist jeweils bereits absehbar. Nun gut, das Buch ist als Roman deklariert, somit kann ich keinen Thrill erwarten, aber nach der spannenden Leseprobe hatte ich zunächst das Gefühl, dass es nervenaufreibend würde. Es passiert auch nicht wirklich viel, das Buch ist eher gefüllt mit Gedankengängen und Dialogen.
Tom Kennedy zieht nach dem plötzlichen Tod seiner Ehefrau Rebecca nach Featherbank, um ein neues Leben zu starten und sich allmählich aus der Trauerphase zu winden. Besonders seinen Sohn Jake hat der Tod der Mutter hart getroffen und Tom hofft, durch den Ortswechsel eine neue Grundlage zu finden. Das bleibt leider eine Wunschvorstellung, denn bereits vor 20 Jahren wurde die Kleinstadt durch eine Mordserie an Kindern bekannt, der damalige 'Kinderflüsterer' sitzt allerdings in Haft. Und nun hat der Kinderflüsterer wieder zugeschlagen und versetzt die Stadt in Unruhe, in die auch Tom und Jake hineingezogen werden.
Der Spannungsbogen setzt am Anfang gut an, man erwartet nervenaufreibende Unterhaltung, aber dann wirds ab Mitte langatmig durch Wiederholungen und unnötige Füllelemente, die nichts zur Geschichte beitragen. Auch wirkt manches zu sehr konstruiert, einfach im realen Leben nicht nachvollziehbar. Ja, und dann sind da noch die spirituellen Elemente, für die sich nur teilweise eine Erklärung findet. Die anderen bleiben ungeklärt, womit ich mich nicht zufrieden geben kann.
Die Protagonisten werden bis auf zwei Ausnahmen recht oberflächlich beschrieben, so dass sie sehr distanziert erscheinen. Nur Jake und sein Vater werden detailliert und verständlich beleuchtet, so dass man schnell Empathie entwickelt. Die Ermittler werden nur mit ihren Problemen charakterisiert: Stress und drohender Rückfall zum Alkohol. Schade!
Der Schreibstil war in Ordnung, lebendig und gut verständlich. Es gab keine Probleme, den Schilderungen zu folgen.
Positiv ist auch das Cover zu erwähnen, der Schmetterlingsflügel, stilisiert und haptisch zugleich, der sofort als Eyecatcher fungiert.
Leider kann ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen, auf jeden Fall nicht den Hardcore-Thriller Fans, sondern eher für Liebhaber softer Kriminalromane.