Rezension

Nichts nur Dans, sondern auch Abras Geschichte

Doctor Sleep - Stephen King

Doctor Sleep
von Stephen King

Inhalt
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Aus dem damals fünfjährigen kleinen Danny wurde Dan, ein Mann, der mit seinem Leben alles andere als klarkommt. Gerade er sollte es eigentlich wissen und trotzdem ist er in die Alkoholabhängigkeit geschlittert. Nur Drogen können seine Wahrnehmungen betäuben, doch zerstören auch gleichzeitig den Menschen, der er ist. Nach einem traumatischen Ereignis findet sich Dan in der kleinen Stadt Frazier wieder. Hier startet er einen Neuanfang, bis ihn Abra findet. Abra Stone hat dieselben Fähigkeiten, wie Dan. Doch statt mit dem Overlook Hotel hat Abra mit ganz anderen Dämonen zu kämpfen. Einer tödlichen Sekte, die Jagd auf Kinder mit besonderen Begabungen macht, dem Shining.

Mein Eindruck
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Zu Beginn des Buches begegnet man Dan am absoluten Tiefpunkt und muss sich auf einiges gefasst machen. Sozusagen lernt man ihn als den Antihelden kennen. Einen Menschen, der mit seinem Leben völlig überfordert ist und sich nicht mehr zu helfen weiß. Er seht kurz davor, sich selbst und all seine Prinzipien völlig zu verlieren. Seine Gedanken kreisen nur darum, sich schnellstmöglichst ins Delirium zu trinken, um allem zu entfliehen. Seiner Vergangenheit, seinen Fähigkeiten und seinen Schuldgefühlen. Betäubtsein ist für ihn ein gutes Gefühl, doch nur so lange, bis es nachlässt und wieder Geld für neuen Stoff besorgt werden muss. Ein Teufelskreis aus dem Dan nur mit Hilfe herauskommt. Doch selbst dann hört seine Sucht nie auf, sondern ist immer ein Teil von ihm.

Gleichzeitig lernt der Leser Abra Stone kennen. Ein Mädchen, das schon als Säugling über mehr Macht, als Dan verfügt. Musik spielt in Abras Elternhaus, ohne dass jemand das Klavier berührt. Strom schaltet sich willkürlich ein und wieder aus, alle Fernseher zeigen nur noch dasselbe Programm. Alles liegt in den Händen eines kleinen Mädchens, das lange Zeit gar nicht weiß, was es da tut.

Die dritte wichtige Rolle spielt "Der wahre Knoten", eine Sekte, die alles daran setzt, nicht aufzufallen. Als Camper streunen sie über die amerikanischen Highways, mal hier mal dort, völlig harmlos. Doch sie sind auf der Jagd nach Steam, um daran zu gelangen müssen sie töten. Keiner von ihnen hat Skrupel, denn im Laufe der Zeit sind sie zwar nahezu Unsterblich geworden, haben aber im Gegenzug ihre Menschlichkeit verloren.

Im Laufe des Buches kreuzen sich diese drei Wege. Am besten hat mir Abras frühe Kindheit, und ihr Hang zum Übernatürlichen, gefallen. Im Vergleich zu Dan hat sie genau das Gegenteil erfahren, nämlich eine liebende und fürsorgliche Familie. Abra ist das Ergebnis, wenn ein Kind mit Shining aufblüht, über sich hinauswächst und stärker ist, als eine ganze Truppe arroganter Erwachsener zusammen. Mir hat es gut gefallen, dass sie gerade nicht hilflos ist. Dan ist ihr zwar eine große Hilfe, doch der wahre Star des Buches ist sie selbst. 

Auch Dan macht im Verlauf des Buches eine große Entwicklung durch, denn Abra ist für ihn eine Möglichkeit die Dämonen seiner Vergangenheit zu besänftigen. Für Ausgleich und Gerechtigkeit zu sorgen. Gemeinsam mit Abra tritt er den Kampf gegen den "Wahren Knoten" an. Ohne Hilfe von Freunden würden sie nicht weit kommen, immer wieder werden kleine Botschaften über Freundschaft und Zusammenhalt versteckt.

Zum Ende hin schaukeln sich die Ereignisse von "Doctor Sleep" immer weiter auf. Es folgt ein Showdown, der leider nur teilweise meinen Erwartungen gerecht wurde. Ich hatte auf einen etwas größeren Knall gehofft. Auch habe ich mich vor der Sekte nicht so gruseln können, wie man es von einer seelenfressenden Gemeinde erwarten sollte. Die Maske der harmlosen Idioten konnten sie für mich leider nie ganz ablegen.

Fazit
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Stephen King weiß, wie man eine Geschichte von Anfang bis Ende fesselnd erzählt. Dabei verwebt er Dans Dämonen mit einer ganz neuen Geschichte: Abras. Einem kleinen starken Mädchen, das Erdbeben auslösen kann und im nächsten Moment wieder die Unschuld in Person ist. Ihre Geschichte hat mich verzaubert, ihre Gegenspieler sahen daneben leider ganz schön alt aus. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kann nicht beurteilen, ob "Doctor Sleep" besser ist, als "Shining". Es ist ein eigenes Buch, mit einer eigenen Geschichte und (nahezu) ganz anderen Charakteren.