Rezension

Nichts verlieren können

Harz - Ane Riel

Harz
von Ane Riel

Bewertet mit 5 Sternen

Mit "Harz", ihrem zweiten Roman, legt die preisgekrönte Autorin Ane Riel einen Roman vor, der düsterer ist als die grausamsten Märchen der Gebrüder Grimm. Im unbesiedelten Norden einer dänischen Insel lebt Jens Haader mit seiner Frau Maria und seiner Tochter Liv. Jens Haader, ursprünglich Tischler, geht keinem Beruf mehr nach, sondern hat sich auf nächtliche Raubzüge im nächsten Ort spezialisiert. Schon früh hat er seine Tochter Liv angelernt, die später allein unterwegs ist, weil Jens wegen seiner Ängste nicht mehr in der Lage ist, seinen Hof zu verlassen. Seine Frau liegt inzwischen nur noch im Bett und ist schließlich so dick, dass sie nicht mehr aufstehen kann. Ohnehin kann man sich nirgendwo im Haus und auf dem Grundstück noch normal bewegen, weil alles zugemüllt ist. Jens Haader ist nicht nur ein bisschen eigen, sondern komplett verrückt, und es wird immer schlimmer. Als seine Tochter 6 Jahre alt war, hat er den Behörden gemeldet, dass sie ertrunken ist, damit sie nicht zur Schule gehen muss. Seitdem lebt sie in einem alten Container inmitten von Gerümpel. Jens hat sein Haus und Grundstück mit tödlichen Fallen umgeben, um eventuelle Eindringlinge abzuhalten.

Riels Geschichte ist spannend und unheimlich und hat mehr Tiefgang als die Mehrzahl der skandinavischen Krimis und Thriller. Der Leser fragt sich mit wachsender Beklemmung, ob es für Mutter und Tochter ein Überleben oder sogar ein Entkommen aus der Falle gibt. Ein beeindruckender Roman über eine fehlgeleitete obsessive Liebe.