Rezension

Nichtssagend

Gesellschaftsspiele - Louise Jacobs

Gesellschaftsspiele
von Louise Jacobs

Bewertet mit 0.5 Sternen

Leo Becker ist ein angesehner und erfolgreicher Künstler. Er will anders sein, verachtet die Gesellschaft und die Normalität. Irgendwie scheint er sich für etwas besseres zu halten. Die Welt dreht sich nur um ihn. Jedenfalls verlangt er dies. Er wirkt sehr unsympathisch und das hält sich das ganze Buch über. Seiner Frau gegenüber tritt er sehr unnahbar, verschlossen und egoistisch auf. Er lässt sich allerdings auch zu sehr in das Klischee eines Künstlers drängen. Auf der einen Seite will er den Erfolg, auf der anderen Seite ist er nicht wirklich bereit dafür Kompromisse einzugehen und wenn, dann ist er mit diesen nicht glücklich.
Leos Frau Rahel ist nicht weniger unsympathisch als Leo selbst. Sie wünscht sich mehr zu sein als sie ist. Sie will nicht nur die Frau des Künstlers sein, sondern eine eigenständige Persönlichkeit. Aber dafür hat sie einfach nicht das nötige Selbstbewusstsein. Auch Finn, ihre Affäre, ist keine wirklich sympathische Figur. Er handelt einfach so, wie es die Gesellschaft verlangt.
Und dann ist da auch noch Ebba. Die ehemalige Freundin von Leo. Sie ist die einzige, die in diesem Buch zumindest ein wenig Sympathie mit sich bringt. Allerdings sind auch ihre wenigen beschriebenen Gefühle und Gedanken zu wirr.

Insgesamt ist die Geschichte recht nichtssagend und undurchsichtig. Ja, die Gesellschaft spielt. Mit sich selbst. Und die Gesellschaft erwartet, sie manipuliert. Ob das gut oder schlecht ist, das liegt wohl immer im Auge des Betrachters.

Jacobs Schreibstil hat mich an einigen Stellen ein wenig angeödet. Viele Wiederholungen und lange Ausführungen ermüden einen.
Auch, dass das Ende bereits zu Beginn im Prolog mitgeteilt wird und dass darauf aber keine wirklich tolle Erkenntnis kommt, kein Aha-Effekt, nichts. Das hat mich ziemlich enttäuscht.
Auf dem Cover steht die Frage "Wer hat Leo Becker getötet?". Tja. Meiner Ansicht nach bleibt diese Frage ungeklärt. Alles auf die Gesellschaft an sich zu schieben ist wohl ein wenig zu einfach und unreflektiert.

Insgesamt hat mir das Buch nicht gefallen und ich hatte mehrmals mit dem Gedanken gespielt es abzubrechen. Da es aber eh nur so kurz war mit seinen knappen 250 Seiten und ich immer noch auf eine Erkenntnis gehofft hatte, habe ich mich doch durchgequält.