Rezension

Nichtssagend

Wir für uns -

Wir für uns
von Barbara Kunrath

Bewertet mit 3 Sternen

Eines Tages stellt Josie fest, dass sie wider Erwarten schwanger ist. Zu diesem Zeitpunkt ist sie jedoch bereits 41, womit die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, ein Kind mit Trisomie auf die Welt zu bringen, und außerdem in einer Beziehung mit einem verheirateten Mann. Bengt, der mit seiner Frau bereits zwei Kinder hat und kein weiteres möchte, drängt Josie dazu, das Baby abzutreiben, und Josie beginnt sich zu fragen, was ihr im Leben wichtiger ist - der Mann, mit dem sie seit Jahren heimlich zusammen ist, oder das Kind, das in ihr heranwächst und möglicherweise eine Behinderung hat?

Parallel dazu muss Kathi den Tod ihres Mannes Werner verkraften. Die beiden standen kurz vor ihrer goldenen Hochzeit und haben ein halbes Leben miteinander verbracht, und doch stellt Kathi nach seinem Tod fest, dass sie den Mann an ihrer Seite nicht so gut kannte, wie sie immer geglaubt hat. Gleichzeitig ist da auch noch die Sache mit ihrem Sohn, der zwar eine Partnerin hat, ihr jedoch keine Hoffnung auf baldigen Nachwuchs gibt...

Josie und Kathi lernen sich durch einen Zufall kennen und entwickeln schon bald eine Freundschaft zueinander, aus der sie beide Kraft schöpfen.

Ich habe eine Weile gebraucht, um in den Roman hineinzufinden, und auch dann hatte er für mich noch einige Längen. Mit den beiden Protagonistinnen bin ich nicht recht warm geworden, ich habe zwar das Dilemma, in dem sie sich jeweils befinden, nachvollziehen können, sie blieben mir aber beide dennoch fremd und zu flach in ihrer Persönlichkeit.

Mein größter Kritikpunkt ist, dass zwar viele sehr wichtige und interessante Themen angesprochen werden - Trisomie 21 und der Umgang damit, Abtreibung, Trauer, Homosexualität - , keines davon jedoch wirklich überzeugend umgesetzt wird. Anfangs wirkte der Roman noch relativ vielversprechend, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, dass die Autorin eigentlich gar nicht weiß, wohin sie will und was sie dem Leser sagen möchte, und daher ihren anfangs vergleichsweise klaren Standpunkt zu einem mehr oder weniger nichtssagenden Ende fortgeführt hat. Das hat mich leider enttäuscht, da so auch der gesamte Roman auf mich nichtssagend wirkt.

Gut lesen lässt er sich, und als lockere Lektüre für zwischendurch ist er allemal geeignet, ich hatte mir aber einfach mehr erhofft.