Rezension

Nie den Mut verlieren

Die amerikanische Prinzessin - Annejet van der Zijl

Die amerikanische Prinzessin
von Annejet van der Zijl

Bewertet mit 5 Sternen

Vorliegendes Buch ist die Biografie von Allen Tews (1872-1955). Allen wird als Kind einer Einwandererfamilie geboren und lebt in bescheidenen Verhältnissen. Mit knapp 18 wird sie vom Millionärssohn Tod Hostetter schwanger und die beiden heiraten heimlich. Die Hoffnung, in Tods Familie liebevolle oder mindestens geachtete Aufnahme zu finden, erfüllt sich nicht. Tod ist ein Spieler und als er mit nur 32 Jahren stirbt, steht Allene mit zwei ihrer drei Kinder alleine da. Das dritte Kind ist schon in jungen Jahren gestorben.

Allene bleibt wenig anderes über als erneut zu heiraten. Doch auch dieser Ehemann entpuppt sich als spielsüchtig und Allene lässt sich in Paris scheiden.

Erst mit Anson, dem dritten Ehemann findet sie so etwas wie Glück. Ansom ist ihre große Liebe und ist ihren Kindern Greta und Teddy ein liebevoller Vater. Teddy wird Kampfpilot im Ersten Weltkrieg und wird über Frankreich abgeschossen und getötet. Greta, mit Zwillingen schwanger, stirbt 1918 an der Spanischen Grippe. Als Anson 1927 stirbt, ist Allene ganz alleine. Diesmal ist sie allerdings finanziell unabhängig.

Mit Ehemann Nr. 4, dem verarmten Henry/Heinrich XXXIII, Prinz Reuß, wird sie zur „amerikanischen Prinzessin“, doch Glanz und Glamour halten nicht lange. Die Familie rümpft zwar die Nase über die reiche amerikanische Witwe, ihr Geld nehmen sie gerne und werfen es zum Fenster hinaus. Henrys Tochter lehnt Allene brüsk ab, nur Sohn Heiner hat mir seiner Stiefmutter leidlich Kontakt. In späteren Jahren wird er sie nach Strich und Faden ausnützen. Allene lässt sich das gefallen, ist Heiner doch so etwas Ähnliches wie der Rest einer Familie.

Mit Ehemann Nr. 5, einem noch ärmeren russischen Adeligen, hat sie auch kein Glück. Paul von Kotzbue dient möglicherweise nur der Aufrechterhaltung einer Fassade.

Der einzige Lichtblick ist der Kontakt zum niederländischen Königshaus. Sie spielt Postillon d’amour zwischen der nicht mehr ganz so jungen Prinzessin Juliana und Bernhard zu Lippe-Biesterfeld, für den Allene so etwas wie eine (Wahl)Tante ist. Das Paar heiratet und Allen ist eine von fünf Taufpatinnen ihrer ersten Tochter, der späteren niederländischen Königin Beatrix. Eine späte Genugtuung den hochnäsigen Hostetters und Preuss‘ gegenüber.

Die letzten Lebensjahre verbringt Allene Tews einsam in ihrem Haus an der Côte Azur.

Meine Meinung:

Annejet van der Zijl, einer angesehen niederländischen Autorin und Historikerin, gelingt eine einfühlsame Biografie. Manchmal erscheint Allene ein wenig distanziert, doch dies ist auf Grund ihrer Herkunft und ihrer Erziehung plausibel. Streng, reduziert und vorausblickend, hat Allene wenig Zeit für Gefühlsduselei. Es ist auch nicht die Zeit dafür. Geboren und aufgewachsen in der Viktorianischen Zeit, verbirgt sie ihre Gefühle, obwohl sie bestimmt vom Tod ihrer Kinder getroffen sein muss.

Ihr eiserner Wille und das Motto „Courage all the time. - Nie den Mut verlieren!“ lassen Allene die Schicksalsschläge überwinden.

Das Buch selbst ist in einer gediegenen Aufmachung erschienen. Eine Menge privater Fotos ergänzen die Lebensgeschichte der „Amerikanischen Prinzessin“. Schön sind auch die vielen Zitate und die ausführlichen Quellen am Ende des Buches.

Fazit:

Eine tolle Biografie einer faszinierenden Persönlichkeit. Gerne gebe ich 5 Sterne.