Rezension

Nie mehr einen Sommer verschwenden

Man vergisst nicht, wie man schwimmt -

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
von Christian Huber

Bewertet mit 4 Sternen

Sommerluft, Nokias, Freibad, Gameboys und Polaroid Kameras, die damals noch nicht so retro waren wie heute. So fühlte sich ein Sommer der 90er Jahre wohl an, hier für Pascal ganz explizit der 31. August 1999, „ein Tag, wie ein Leben.” Egal ob man selber die Zeit erlebt hat oder nicht, man wird durch die Erinnerungen des Ich-Erzählers Pascal zurückkatapultiert und erlebt einen heißen Sommertag Ende der 90er, auch wenn man vielleicht gerade an einem Wintertag in 2022 anfängt zu lesen. 

Pascal ist 15 und hätte diesen Tag fast nicht erlebt, denn eigentlich hat nur sein Kumpel Victor ihn überredet rauszugehen. Fast hätte er nicht Jackie, das Zirkusmädchen, bei Müllers zum ersten Mal gesehen, sie nicht einige Male wiedergefunden, nicht über Freundschaft, Liebe, das Leben und den Tod an einem Tag so viel gelernt, wie andere nicht in ihrem ganzen Leben. 

Vor allem lernt er, sich nicht mehr selbst im Weg zu stehen. Denn eigentlich hat er ein Geheimnis, aufgrund dessen er sich verbietet, sich  zu verlieben. Oder zu schwimmen. Lieber flüchtet er sich in Geschichten, die er in seinem wohlbehüteten Notizbuch festhält, die wir auch zu lesen bekommen und die nochmal einen ganz anderen Einblick in seine Gedanken ermöglichen. 

Humor schwingt mit, jedoch nur nebenbei, wer bei Christian Huber nur Pointen erwartet, wird enttäuscht. Alleine vom Klappentext her, könnte man bei der Handlung noch mehr Drama, noch mehr Spannung erhoffen, jedoch ist es nun mal kein Krimi, sondern ein Roman.

(Spannend sind auch die Hintergründe: Christian Huber hat den letzten Teil als Erstes geschrieben und im Schreibprozess derartige Schwierigkeiten gehabt, dass er sogar den Verlag wechseln musste. Umso schöner, dass nun ein gelungener Roman vorliegt, der Lust auf Sommer und Abenteuer macht.)