Rezension

Niedliche Zeichnungen, tolle Fotos, nette Tipps, nur ein kleines "aber"

Wandern mit Kind - Kerstin Micklitza

Wandern mit Kind
von Kerstin Micklitza

Bewertet mit 4 Sternen

Die Autorin beschreibt auf über 80 Seiten, wie leidenschaftliche Outdoorer nach der Geburt eines Kindes weiterhin ihre geliebten Wander-, Rad und Kanutouren planen und durchführen können. Angenehm ausführlich wird auf zweckmäßige Ausrüstung eingegangen. Aber den - zumindest gefühlten - Hauptteil des Buches nehmen Tipps ein, wie man das Interesse des Kidnes am Wandern weckt, welche Tiere und Pflanzen es unterwegs zu entdecken gibt und was die Großen tun können, wenn bei den Kleinen die Laune sinkt. Abgerundet wird alles mit (leider für meinen Geschmack viel zu knappen) Infos zu essbaren (Beeren, Pilze, Kräuter, Blätter) und nicht essbaren Mitbringseln für Zuhause.

Die gelungenen Fotos und hinreißend niedlichen farbigen Zeichnungen machen Lust, in diesem Buch länger zu schmökern.

Von den eigentlichen Tipps und Ratschlägen war für uns der überweigende Teil eine Zusammenfassung von Bekanntem uns Selbstverständlichem, das liegt aber bestimmt auch daran, dass wir auch schon ohne Kind viel gewandert sind und mit Rad und Boot unterwegs waren.

Nur vier statt fünf Punkte vergebe ich, weil ich beim Lesen ständig das Gefühl hatte, gar nicht gemeint zu sein. Ich suchte an mehreren Stellen im Buch Tipps für unsere neugeborene Tochter, aber irgendwie fingen alle Beschreibungen erst bei größeren Kindern an. Besonders ist mir dies bei den Tragen aufgefallen. Das Kapitel heißt "Kindertragen" und in der Tat wird kein Wort über Babytragen verloren. Die Autorin beschränkt sich auf Kraxen für Kleinkinder, die auf dem Rücken getragen werden und für Babys noch nicht geeignet sind. Das ist sehr schade, denn wir hatten uns einen Vergleich der Babytragen z.B. von ErgoBaby, Milamai, Buzzidil, Manduca und Bondolino erhofft. In unserer Enttäuschung und Not haben wir uns alle genannten Tragen beschafft. Das wäre nicht nötig gewesen, wenn wir gewusst hätten, welche Vor- und Nachteile sie jeweils haben. Ich schlage daher für die zweite Auflage vor, auch die Wanderer mit Baby und Kleinkind in den Fokus zu nehmen. (Die haben oft auch Zeit zum Wandern wegen Elternzeit)

Außerhalb der reinen Buchkritik sei angemerkt: Wer nicht sicher ist, ob er mit Baby wandern will, sollte es in jedem Fall einmal ausprobieren. Wir haben unsere Süße durch die Eifel, den Hunsrück, durch die Alpen, durch Italien, Belgien, England und Wales getragen. So lange ich noch gestillt habe, war die Verpflegung völlig unproblematisch. An Wandertagen hat sie besser geschlafen und in den Wachphasen ihre Umgebung viel neugieriger, intessierter und besser gelaunt wahrgenommen als an Tagen zuhause. Durch die vielen Begegnungen mit Einheimischen und anderen Wanderern hat sie noch keine Gelegenheit gehabt, die lehrbuchmäßigen Fremdelphasen durchzumachen. Also: Wandern mit Kind und das gleichnamige Buch sind nur zu empfehlen!