Rezension

Niemand sollte so viel ertragen müssen!

Alles, was ich geben kann – The Last Letter -

Alles, was ich geben kann – The Last Letter
von Rebecca Yarros

Dies war mein erstes Buch von Rebecca Yarros, ich hatte den Erfolg ihrer Fantasy-Bücher verfolgt und war gespannt darauf.

Wer sehr viele Gefühle mag, ist mit diesem Buch sehr gut bedient, es ist tatsächlich gefühlsbeladen. Für mich war es zu viel Pathos, von allem zu viel. Das Schicksal hatte sich eindeutig Ella ausgesucht und scheint sie mit allem zu belasten, was man sich an Schlägen so vorstellen kann. Die Eltern sterben bei einem Unfall, sie wächst bei der Großmutter auf. Knapp volljährig wird sie schwanger und ihr Partner verlässt sie und will fortan nichts mehr von ihr wissen. Sie bringt Zwillinge zur Welt, um die sie sich alleine kümmert. Die Zwillinge sind zu Beginn der Handlung 6 Jahre alt und sehr nett miteinander. Ihr Bruder geht zu den Special Forces und kommt in Afghanistan um.

Und es geht noch weiter mit den Schicksalsschlägen. Nebenbei führt sie auch noch ein Hotel, das viel ihrer Zeit beansprucht. Wenigstens hat sie dafür auch engagierte Mitarbeiter, die sie auch manchmal mit den Kindern entlasten.
Über ihren Bruder Ryan freundet sie sich mit einem seiner Kameraden - Chaos alias Becket - in einer Brieffreundschaft an. Die beiden kennen sich nicht, aber gerade das erleichtert es beiden, sich tatsächlich über ihre Sorgen und Nöte auszutauschen und ehrlich miteiander zu sein. Als der Bruder getötet wird, hat er seinem Kameraden einen Brief hinterlassen und fordert ihn auf, sich um seine Schwester zu kümmern. Der stellt sich allerdings nicht mit seinem Spitznamen sondern mit seinem richtigen Namen bei Ella vor und so weiß sie lange nicht, dass sie ihren Brieffreund vor sich hat.

Das Problem, das die beiden nun miteinander haben, schien mir konstruiert. Es ist kein wirkliches Problem, auch wenn Ella immer wieder betont, wie sehr sie Menschen verabscheut, die sie angelogen haben.

Becket hingegen, der es bislang so gar nicht mit Menschen hatte, verwandelt sich in einen selbstlosen Übermenschen, der sich eher selbst aufgeben würde, als seinen Versprechen nicht nachzukommen. Das ist zwar toll, ich fand es aber eher unrealistisch.

Wenn in manchen Romanen schon eine Triggerwarnung aufgrund einer halben Seite gegeben wird, so wäre es hier auf jeden Fall notwendig gewesen. Das Buch ist harter Tobak und zeigt wie gemein das Leben manchmal sein kann.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, besonders die Briefe sind so lebendig verfasst, dass man das Gefühl hat, die beiden sprechen gerade miteinander.
Das ist sicherlich auch das Verdienst der Übersetzerin Michelle Landau, aber ich gehe davon aus, dass es auch im Original von Rebecca Yarros sehr schön geschrieben ist.