Rezension

Nimmt nach einem zähen Start konstant an Spannung zu

Ich vermisse dich - Harlan Coben

Ich vermisse dich
von Harlan Coben

Bewertet mit 4 Sternen

Kat Donovan, Detective bei der New Yorker Kriminalpolizei, ist überzeugter Single, seit sich einst ihre große Liebe einfach aus dem Staub machte. Jetzt, 18 Jahre später, starrt sie fassungslos in die Augen desselben Mannes – auf dem Profilbild einer Dating-Website. Noch während sie überlegt, ob sie ihn kontaktieren soll, wird der Mann auf dem Foto zum Verdächtigen in einem Mordfall – und Kats Ermittlungen führen tief in ihre eigene schmerzhafte Vergangenheit. Währenddessen belauert ein Mörder aus der Ferne jeden einzelnen von Kats Schritten. Denn ihre Nachforschungen drohen einen sorgfältig ausgeklügelten Plan zu stören. Einen Plan, der mit den Sehnsüchten und Hoffnungen einsamer Herzen spielt, bei dem es um viel Geld geht – und der schon so viele Menschenleben gekostet hat, dass es auf eins mehr nicht ankommt … 

Meine Meinung

Ich hatte mit „Ich vermisse dich“ so meine Anfangsschwierigkeiten. Die ersten Kapitel aus Kats Sicht haben mich nicht so vom Hocker gehauen, da es hier eigentlich nur darum geht, dass Kat auf einer Dating Plattform ihren Ex-Verlobten Jeff entdeckt, wodurch viele alte Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit, aber auch der Schmerz über ihre Trennung wieder bei ihr aufkommen. Jeff und Kat waren vor 18 Jahren ein glückliches Paar, bis sich Jeff nach dem Tod ihres Vaters plötzlich von ihr trennte und auf nimmerwiedersehen verschwand. Nun grübelt Kat, ob sie mit Jeff in Kontakt treten soll oder nicht. Trotz des flüssigen Schreibstils des Autors habe ich diese Seiten als etwas zäh empfunden. Zum Glück konnte das zweite Kapitel, das aus der Sicht eines Entführungsopfers erzählt wird, meine Aufmerksamkeit und Neugier wecken.

Ausgelöst durch ein bestimmtes Ereignis, beginnt Kat schließlich die Geschehnisse ihrer Vergangenheit zu hinterfragen und kommt dabei so einigen Unregelmäßigkeiten auf die Spur, die sich im Laufe der Geschichte häufen und nicht nur Kat sondern auch den Leser vor ein großes Rätsel stellen. Das Spannungslevel nimmt mehr und mehr zu, sodass die Geschichte eine fesselnde Wirkung auf mich entwickelte, dass ich einfach weiterlesen musste (Natürlich gab es noch die eine oder andere Länge, doch das hat mich nicht gestört!) Vor allem die Kapitel, die nicht aus Kats Sicht erzählt werden, haben immer neue Puzzleteilchen geliefert, die einen der Lösung Stück für Stück näher gebracht haben. Gleichzeitig wuchs meine Ungeduld, wenn wieder einmal ein Charakter, der offensichtlich mehr wusste als er zugab, nur mit wagen Andeutungen herausgerückt ist.

In der zweiten Hälfte des Buches gab es immer wieder überraschende Wendungen, die die Handlung absolut unvorhersehbar werden ließen. Am Ende war ich wirklich verblüfft auf welche Art und Weise die verschiedenen Charaktere miteinander verbandelt waren bzw. wie ihre Geschichten/Handlungsstränge für die Auflösung eine Rolle gespielt haben. Auch die eigentliche Lösung hat mich sehr verblüfft, da meine Theorien in eine andere Richtung gegangen sind.

Schade, dass ich mit der Protagonistin Kat einfach nicht warm werden wollte. Mir hat zwar gefallen, dass sie so eine taffe, selbstbewusste Frau ist, die sich – wenn sie erst einmal an einem Fall dran ist – nicht so schnell locker lässt. Aber ich fand, dass sie meistens ziemlich unterkühlt herübergekommen ist. Einerseits konnte ich verstehen, dass der Verlust ihres Vaters, der vor 20 Jahren ermordet wurde, und ihres Verlobten tiefe Wunden in ihr hinterlassen, die sie bis heute nicht überwunden hat. Andererseits hat genau das verhindert, dass ich eine Verbindung zu ihr aufbauen konnte.

Mit den anderen Charakteren habe ich fast ununterbrochen mitgefiebert. Harlan Coben beschreibt sehr bildhaft, weshalb man das Gefühl hat mit den Opfern bzw. Tätern vor Ort zu sein und die momentane Situation mit ihnen zu durchleben.

Mein Fazit

"Ich vermisse dich“ von Harlan Coben nimmt nach einem etwas zähen Start konstant an Spannung zu und bietet dem Leser einige unerwartete Wendungen und Überraschungen, die die Handlung unvorhersehbar werden lassen. Ich bin förmlich durch die Seiten gerast um endlich des Rätsels Lösung zu erfahren. Während ich mit den anderen Charakteren mitgefiebert habe, bin ich mit der Protagonistin Kat leider nicht wirklich warm geworden.