Rezension

✎ Nina Sedano - Die Ländersammlerin

Die Ländersammlerin - Nina Sedano

Die Ländersammlerin
von Nina Sedano

'Die Ländersammlerin' hätte vielleicht irgendwann sowieso den Weg zu mir gefunden, wenn ich es in einem Buchladen gesehen hätte, denn ich mag Reiseberichte. Und ich mag persönliche Erfahrungen. Meine Kollegin hat es mir jedoch zum Lesen gegeben und somit war die Entscheidung bereits gefallen.

Aufgrund der Seitenzahl war mir sehr schnell klar, dass man sehr wenig erfahren wird. 193 UN-Staaten passen eben nicht auf 305 Seiten. Dennoch bin ich enttäuscht.

"Unterwegs erlebt sie Aufregendes, taucht in fremde Kulturen ein, knüpft Freundschaften, stößt manchmal an ihre Grenzen und lernt viel über das Leben, die Welt und sich selbst."

Meine Vorstellung des Inhaltes war, dass man wenigstens über einige Länder / Sitten / Menschen etwas Genaueres erfährt. Dass man Nina Sedano auf einer Reise begleiten darf, die für sie (teilweise) selbst unvergesslich bleiben wird. Stattdessen verliert sie sich in abgedroschenen Nebensächlichkeiten. Was auf dem Klappentext suggeriert wird, findet kein Gehör im Werk.

Zwar kann man die Seiten durch den leichten, authentischen Schreibstil schnell umschlagen. Aber genauso schnell hat man vergessen, wo sie sich gerade befunden und was sie erlebt hat. Es sind nur ein paar (Gefahren)Situationen beschrieben, wenige Tipps zu den Ländern, in denen sie war und viel Persönliches, was nichts mit dem vorliegenden Thema zu tun hat.

Der Titel 'Die Ländersammlerin' ist sehr passend. Denn nichts anderes tut Frau Sedano - sie "sammelt" die Länder, in denen sie unterwegs war. Ist dies wirklich ihre Ambition? Wenn ja, ist es sehr schade. Ich kann dies leider nicht nachvollziehen, dass man sein Geld, seinen Job, ja quasi sein Leben dafür her gibt. Es ist so nichtssagend, ja manchmal sogar anmaßend, was sie hier wiedergibt.

Manchmal habe ich nach einem Erfahrungsbericht das Verlangen, die Person hinter den Zeilen persönlich kennenzulernen. Nina Sedano gehört definitiv nicht dazu. Ich will nicht behaupten, dass sie mir unsympathisch ist - das kann man aus diesen paar Zeilen und ohne sie persönlich zu kennen, nicht sagen. Aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass sie besonders interessant ist, obwohl sie so viel in der Welt herum kam.

Der Untertitel 'Wie ich in der Ferne mein Zuhause fand' trifft für mich absolut nicht zu. Im Gegenteil, die Autorin beschreibt immer wieder, dass es für sie wichtig ist, zurück nach Deutschland zu kehren. Was ja auch nicht verkehrt ist, aber dann sollte man dies anders formulieren.

"Heute sind elf Reisepässe vollgestempelt und die Ländersammlerin kann von sich behaupten, die meistgereiste Frau Deutschlands zu sein."

Ich glaub, manchmal muss man einfach nur sehr, sehr genau den Klappentext lesen, um zu wissen, worauf man sich einlässt. Hätte ich dem letzten Satz mehr Aufmerksamkeit gewidmet, wäre mir eine Enttäuschung vielleicht erspart geblieben, denn dann hätte ich die Zeilen mit anderen Augen bzw. gar nicht gelesen.

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