Rezension

No more counting dollars

Counting Stars - Katharina Olbert

Counting Stars
von Katharina Olbert

Bewertet mit 2 Sternen

„Leonie will nichts mehr fühlen. Nie wieder. Denn der Schmerz, den sie mit sich herum trägt, reicht für ein ganzes Leben. Seit vor zwei Jahren ihre Eltern bei einem Feuer ums Leben kamen und ihre große Liebe Nick sie kurz darauf verließ. Ohne Grund. Ohne sich je wieder zu melden. Jetzt betäubt Leonie alle Gefühle mit Alkohol und mit belanglosen Affären. Einzig ihr großer Bruder Julian gibt ihr noch Halt im Leben. Doch dann steht Nick plötzlich wieder vor ihr und alle Gefühle, die sie sorgfältig in ihrem Inneren verschlossen hatte, brechen wieder heraus. Aber noch einmal wird sie einen Verlust nicht überleben…“

 

Der Klappentext dieses Buches lässt zunächst auf New Adult schließen, wie man sie schon oft gelesen hat. Drama in der Vergangenheit wird zu Drama in der Gegenwart, sie wollen sich, wollen sich aber nicht wollen und das führt zu noch mehr Drama, was dann in einem Happy End gipfelt. Im Großen und Ganzen trifft das auch hier zu, mit dem Unterschied, dass mich die Klischees im Allgemeinen nicht stört, da das Drumherum passt. In diesem Fall waren sie allerdings äußerst unangenehm verpackt, was beinahe einen Abbruch des Buches meinerseits zur Folge hatte.

 

Am meisten hat mir die Protagonistin missfallen und wie es nun mal so ist, steht und fällt ein Buch leider mit der Hauptfigur. Es war nicht mal ihr schlampiges Verhalten, was angeblich ihre Verletzlichkeit verbergen sollte, was mich störte, obwohl es auch nicht gerade Sympathie-anregend war. Das nervigste an Leonie, kurz „Len“, was ich übrigens einen schräg gewählten Spitznamen finde, war, dass sie andauernd beim Feiern gehen und im Umgang mit Männern betont, wie selbstbewusst und sich ihrer anziehenden Wirkung auf das andere Geschlecht bewusst sie doch ist. Irgendwann, nach der zehnten Outfitbeschreibung, die dann wieder die Beteuerung, wie viele Blicke das doch auf sich ziehen würde, wie sehr sie den Männern gefiele und sich dessen auch bewusst sei, nach sich zog, musste ich mich arg zusammenreißen, das Buch weiterzulesen und nicht vorschnell abzubrechen.

 

Allein die Tatsache, dass es ein relativ kurzes Buch ist, hat mich davon abgehalten, das Handtuch zu werfen, denn auch der Love Interest hat regelmäßig Aggressionen in mir ausgelöst. Er meinte ständig besser zu wissen, was Leonie will, sogar besser als sie selbst. Und solche Menschen finde ich schrecklich, die stur behaupten, man wolle A statt B, einfach weil sie einen angeblich kennen würden und es an den Augen ihres Gegenüber erkannt hätten. Bei solch dreisten Sprüchen drehe ich komplett am Rad. Generell hält sich Nick mit schwulstigen Ergüssen nicht zurück, doch wo unsereins vermutlich peinlich berührt wäre oder seinen Partner verwirrt bis verstört anschauen würde, wird „Len“ rührselig und bekommt Flashbacks, wie schön es doch damals mit Nick gewesen ist, bevor er sie nach dem Tod ihrer Eltern einfach sitzen gelassen hat.

 

Der Tod der Eltern von Julian und Leonie ist ein weiterer großer Kritikpunkt. Wer den Klappentext vor dem Lesen noch einmal studiert, weiß, was hinter der ganzen Geheimniskrämerei steckt, die die Geschwister um „das Ereignis“ machen. Wer das allerdings wie ich nicht getan hat, wird fast das erste Drittel des Buches auf eine konkrete Formulierung dessen warten müssen, was die Geschwister so aufwühlt und aus der Fassung bringt.

Man bekommt immer wieder kleine Bröckchen zugeschmissen, sodass man sich mit der Zeit zusammenreimen kann, dass etwas Schlimmes passiert ist, dass das mit den Eltern zusammenhängt und später auch, dass ein Feuer Schuld war. Allerdings hätte man ENTWEDER das Schicksal der Eltern aus dem Klappentext entfernen sollen, damit dieser Spannungsaufbau und das ewige Hinhalten der Leser auch einen Sinn hat ODER es drin lassen, dem Kind dafür gleich am Anfang einen Namen geben und es nicht ewig in die Länge ziehen sollen, meiner Meinung nach.

 

Mein Fazit:

Die gegen Ende eingebauten Wendungen und dramatischen Momente haben es dann auch nicht mehr retten können, dafür haben mich Nick und Leonie einfach zu sehr genervt. Es tut mir fast schon leid, dass ich das Buch nicht mochte, aber es hat mit uns einfach nicht gepasst. Da habe ich schon besseres aus dem Bereich New Adult gelesen, für unvoreingenommene Einsteiger in dieses Genre mag es allerdings geeignet sein.