Rezension

Noch mal Hagebutte oder doch lieber Kräuter? Mein Leben war dermaßen Rock’n’Roll!

Im Sommer wieder Fahrrad
von Lea Streisand

Bewertet mit 5 Sternen

Lea ist eine lebensfrohe junge Frau – bis sie plötzlich mit gerade mal 30 Jahren an Krebs erkrankt. All die Pläne oder Dinge, die um sie herum geschehen (Hochzeit, Kinder, Weltreisen und Co.) kann sie plötzlich nicht mehr so wahr nehmen. In ihre Erinnerung kommt ihr immer wieder ihre Großmutter Ellis, genannt „Mütterchen“, eine durchsetzungsstarke Schauspielerin, die viel gereist ist. Gedanken an sie geben Lea die Kraft all das durchzustehen, wobei ihr aber natürlich auch ihr Freund bzw. Lebensgefährte Paul sowie ihre Mutter und die Tante immer zur Seite stehen und Hilfe anbieten.

Die Geschichte des Buches klang für mich durchaus interessant, so dass ich wirklich gespannt war, was mich hier erwarten würde, welche Art und Weise von Roman.

Direkt zu Beginn hat sich für mich bestätigt, dass mir die Art und Weise wie Lea Streisand schreibt sehr gefällt. Sie hat einen Stil, der mir wirklich zusagt, einerseits ist es erzählend, wenn die Rede von ihrer Großmutter Ellis, genannt Mütterchen, ist, dann wird es wieder noch persönlicher, wenn sie von ihrer eigenen Erkrankung schreibt. Die Mischung wie sie abwechselnd über ihre Großmutter und ihr eigenes Leben schreibt finde ich sehr gelungen. Vom Schreibstil her war für mich hier alles wirklich gut lesbar, verständlich, kein komplizierter Satzbau, sondern schöner Satzbau, wunderbare Wortwahl. Gerade bei manchen Dingen hat mir das wirklich gut gefallen, es wirkt oftmals nahezu poetisch, was ich durchaus gerne mag. Eine sehr angenehme Sprache. Auch die Art Gleichung mit dem Beispiel der Kartoffel hat mir gut gefallen, wie man sie gleich zu Beginn des Buches findet. Ebenso erging es mir mit der Aussage „Die ältesten Erinnerungen bleiben am längsten. (Seite 192).

Inhaltlich hat mich das Buch sehr berührt, die Krebserkrankung ist einfach heftig und man merkt, wie Lea auch in gewisser Weise „schwach“ wird – nicht nur körperlich, sondern auch psychisch, wie die Kräfte nachlassen, sie in gewisser Weise an ihrer Krankheit verzweifelt. Hier war es schön zu lesen wie sich Paul, ihr Freund, Lebensgefährte, wie auch immer, wirklich liebevoll um sie kümmert – wie es die beiden wohl auch noch näher zusammen gebracht hat. (Da kam mir sowas wie „Paul, wer ist eigentlich Paul?“ bzw. „Jeder sollte einen Paul haben“ in den Sinn. Paul sehe ich hier sinnbildlich für einen Partner, der einen wunderbar begleitet – in guten wie in schweren Tagen…)

Mir hat das Buch gut gefallen, wobei ich mir schwer tue, dass es mir gefallen hat – denn die Tatsache so zu erkranken natürlich alles andere als gut ist. Aber die Art und Weise wie Lea Streisand das Buch geschrieben hat, sich hier anhand der Lebensgeschichte ihrer Oma vielleicht selbst zu eigener, neuer Stärke verholfen hat, den gesamten Umgang mit der Erkrankung, all das finde ich wunderbar. (Ich hoffe man versteht, was ich meine!). Ich habe lange kein so emotionales Buch wie dieses mehr gelesen und musste mich dann durchaus zusammen reißen als ich es in der Straßenbahn sitzend gelesen habe.

Wie man unschwer erkennen kann kann ich dieses Buch wirklich nur empfehlen. Von mir gibt es dafür 5 von 5 Sternen.