Rezension

Nordseeinsel-Urlaubs-Flair mit Wohlfühlkrimi

Inselbrise -

Inselbrise
von Anja Eichbaum

Bewertet mit 4 Sternen

Wunderbares Nordsee-Flair und Urlaubsfeeling, sympathische und ausgezeichnet dargestellte Charaktere, mit Mord garniert

„Inselbrise“ von Anja Eichbaum ist bereits der siebente Band der Norderney-Reihe mit Ruth Keiser und Martin Ziegler als Protagonisten, ein eher ruhiger Krimi mit Schwerpunkt zwischenmenschliche Beziehungen und Charaktere.

Worum geht es?
Susan Ophoven versucht als Schreibcoach auf Norderney Fuß zu fassen, doch der Neustart erweist sich als schwierig. Noch dazu wird ihre Ex-Schwiegermutter mit Pfeil und Bogen erschossen und Susan gerät unter Verdacht. Doch andererseits, überlegen die Inselpolizisten, könnte sie auch Opfer eines Komplotts sein …

Das Cover mit den Strandkörben vermittelt Nordsee-Flair und macht Lust auf Strand, Sonne und Meer. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt in der Gegenwart und erstreckt sich über einen Zeitraum von rund zehn Tagen im Monat Juli. Die stets kurz gehaltenen Kapitel sind teilweise mit Zeit- und Ortsangaben versehen. Der Schreibstil ist flüssig, liest sich locker, bildhaft. Sowohl die Wesenszüge der handelnden Personen als auch Landschaftsbeschreibungen, das Treiben am Strand sowie kulinarische Besonderheiten der Insel sind anschaulich beschrieben, animieren einen als Leser, einmal Norderney zu bereisen.

Für mich war dies, nachdem ich mit Band 6 quer eingestiegen bin, das zweite Buch dieser Reihe. Prinzipiell steht jedes Buch, was den Fall anbelangt, für sich alleine. Den relevanten Personenkreis überblickt man auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände problemlos. Dennoch, ich glaube, die Charaktere der Protagonisten, ihre Entwicklung und warum sie so sind, wie sie sind, versteht man sicher noch besser, wenn man die Reihe von Beginn an gelesen hat.

Im Gegensatz zum vorherigen Band „Inselspiel“, der von Beginn an tempo- und abwechslungsreich ist, beginnt „Inselbrise“ sehr gemächlich mit Schwerpunkt auf zwischenmenschliche Beziehungen und ausgiebige Charakterbilder. Die Ermittlungsarbeit setzt erst nach gut der Hälfte des Romans ein. Ab dem Moment, als sich die Verdachtsmomente rund um Susan verdichten, wird auch die Polizei auf Norderney offiziell mit einbezogen. Denn der erste Mord ereignete sich ja nicht in ihren Zuständigkeitsbereich. Ab da kommt richtig Spannung auf, die sich bis zum dramatischen Finish noch steigert und eine unerwartete Lösung offenbart.

Die Protagonisten wirken authentisch und lebendig, zeigen Stärken und Schwächen, Vorgeschichten sind angedeutet. Privates ist gut mit der Krimihandlung verwoben, nimmt aber meiner Meinung nach etwas zu viel Raum ein, auch wenn die Dialoge unterhaltsam und die Protagonisten sympathische Zeitgenossen sind. Deren Freundschaft ist trotz mancher Differenzen und Missverständnisse geprägt von Harmonie und Verständnis füreinander.

„Inselbrise“ hat mich persönlich leider nicht so sehr mitgerissen wie der Vorgängerband. Ich fühlte mich zwar wohl im Kreise von Martin Ziegler und Ruth Keiser samt Partnern und Freunden, ließ mich gerne per Kopfkino auf Norderney entführen und inhalierte sehnsuchtsvoll Urlaubsgefühle, doch die Krimihandlung lag für mich zu lange zu sehr im Hintergrund. Nichtsdestotrotz empfehle ich den Krimi als optimale Urlaubslektüre gerne weiter und vergebe 4 Sterne.