Rezension

Nordseewellen und FlowerPower

Friesensommer - Janne Mommsen

Friesensommer
von Janne Mommsen

Bewertet mit 4.5 Sternen

Harry Peterson, ein junger lebenslustiger Kalifornier flieht vor dem Kriegsdienst in Vietnam nach Föhr. Hier ist die Heimat seines Vaters. Aber was kann man in einem Ort am Ende der Welt nur anfangen? Es dauert nicht lange bis Harry die Reize der Insel zu schätzen weiß. Doch dieses Glück findet abrupt ein Ende. Kann es 40 Jahre später doch noch ein HappyEnd geben?

Janne Mommsen hat mit diesem Roman pure Leselust geschaffen. Man fühlt die frische Meeresbrise aus dem Buch aufsteigen, hat einen Flower-Power-Song im Ohr und bekommt gute Laune. Friesische Textpassagen (zum Glück übersetzt) und eigenwillige, aber liebenswerte Insulaner vermitteln ein platisches Inselbild.

Die Geschichte ist in zwei ineinander verwobene Handlungssträge, die die Gegenwart und das Jahr 1968 beinhalten, unterteilt. Von Anfang an merkt man, dass irgend etwas in der Vergangenheit zwischen den Hauptprotagonisten Harry und Maike schiefgelaufen sein muss. Jeder für sich scheint in der Gegenwart erfolgreich und mit seinem Leben zufrieden zu sein. Wäre da nicht so eine Leere, die sie beide empfinden und nicht füllen können. Auch wenn beide schon einmal verheiratet gewesen sind, sehnen sie sich doch zurück in den Sommer 1968.

Dieser wird wundervoll lebendig und detailliert beschrieben. Im Sommer 1968 konnte ich gerade krabbeln und kenne die Vergangenheit nur aus Filmen und Büchern. Deshalb habe ich mich besonders über die Erlebnisse von Maike und Harry in dieser Zeit gefreut. Auf der einen Seite gab es viel Lebensfreude und Freiheitshunger. Die Jugend wollte anders sein als ihre Eltern, die immer noch im Korsett von Verpflichtung, Ansehen und "Das-macht-man-aber-nicht" feststeckte.
Auf der anderen Seite wird man nachdenklich, wenn man über die Kindheit von Maike mehr erfährt und die Flucht von Harry verfolgt, der seine Familie Zuhause nie wieder besuchen durfte.

Ein Unterhaltungsroman, den man kaum aus der Hand legen kann.
Eine Geschichte, die aus Regentropfen Sonnenstrahlen zaubert.