Rezension

Nur dem, der sich hinauswagt, erschließt sich die Welt

Die fabelhafte Reise des Gaspard Amundsen - Laura Fuchs, Martin Gülich

Die fabelhafte Reise des Gaspard Amundsen
von Laura Fuchs Martin Gülich

Bewertet mit 5 Sternen

Laura Fuchs, Martin Gülich, Die fabelhafte Reise des Gaspard Amundsen, Thienemann 2016, ISBN 978-3-522-45824-5

 

Ein fulminantes und überzeugendes Debüt ist das vorliegende Bilderbuch der 1991 geborenen Studentin Laura Fuchs, die seit langem in ihrer Liebe zur Natur und Tieren ihre größte Inspiration für ihre Bilder findet.

Der Schriftsteller Martin Gülich hat möglicherweise in Anlehnung an den norwegischen Polarforscher Roald Amundsen eine witzig-nachdenkliche Geschichte geschrieben über ein schon in die Jahre gekommenes Großstadtkrokodil, das irgendwann aufbricht um die Welt zu erkunden.

Schon 107 Jahre lang lebt Gaspard Amundsen in seiner Wohnung in einer Großstadt. Es geht ihm gut, er ist mit seinem Leben zufrieden, wenn er nur Bücher und Brennnesseltee hat. Und seine Ruhe…

 

Doch dann, eines Tages, schmeckt sein Tee bitter, und der philosophisch angehauchte Gaspard nimmt das als ein Zeichen dafür, er sei nun alt genug, um endlich einmal herauszufinden, wie die Welt jenseits seiner Heimatstadt aussah.

 

Fünf Koffer hat er für seine große Reise gepackt, doch eine am Bahnhof ihr Unwesen treibende Waschbärenbande stiehlt ihm alles. Ihm bleibt nur das Allernötigste in seinem Rucksack. Und so steigt er mit leichtem Gepäck am Bahnhof, noch voller Zweifel, ob er nicht lieber nach Hause zurückkehren sollte, in einen Zug.

 

Dort trifft er einen halbblinden Maulwurf, der ihm die Idee vom Fliegen in den Kopf setzt. Doch beim Pirouettendrehen stürzt der kleine Flieger ab und Gaspard landet an einem Strand.

 

Von einem Wal aufs Nordmeer gelockt, wartet das nächste Abenteuer, aus dem ihn nach drei Tagen auf dem Wasser ein Albatros rettet und ihn wieder an Land setzt. Und immer wieder zwischendurch sehnt sich Gaspard nach seinem geliebten Brennnesseltee. Die Aussicht auf ein Tässchen lässt ihn durchhalten. Ein Bär und ein Wolf philosophieren mit ihm am Strand im Schnee über Bedürfnisse und wie schön es ist in den weiten Himmel zu blicken.

 

Da erinnert sich Gaspard an den Himmel über seinem Haus und an die Wälder um seine Stadt und spürt, es ist Zeit nach Hause zurückzukehren.

 

Und später, auf dem Dach seines Hauses seinen Brennnesseltee trinkend, denkt er nach, dass man von der Welt nur etwas erfährt, wenn man sich in sie hinauswagt. Es steht eben nicht alles in den Büchern.

 

Laura Fuchs hat die schöne Geschichte von Martin Gülich mit zauberhaften Bildern in Szene gesetzt, oder war es umgekehrt ?  Ein neuer Stern am Bilderbuchhimmel, von dem man viel hören und sehen wird.