Rezension

Nur drei volle Mahlzeiten

Der Wal und das Ende der Welt - John Ironmonger

Der Wal und das Ende der Welt
von John Ironmonger

Bewertet mit 4 Sternen

Weißt du, wie man überlebt? Indem man einfach weiteratmet. Nur ob das wirklich immer so einfach ist?
Joe (Jonas) Haak ist Analytiker in einer großen Bank mit Tradinganteil. Als ein von ihm geschriebenes Programm anscheinend für den Verlust von Millionen für seinen Arbeitgeber verantwortlich ist, setzt er sich in sein Auto und fährt solange, bis die Reifen schon fast nass sind. St. Piran kennt niemand und genauso gefällt den schrulligen Bewohnern das. Als plötzlich ein Fremder mitsamt einem Finnwal an den Strand gespült wird, ist ihnen sofort klar, dass sich alles ändern wird. Und dabei wissen sie noch gar nicht, dass dieser Fremde namens Joe ein Programm geschrieben hat, das das Ende der Welt vorausgesagt hat.

Ironmonger hat es irgendwie geschafft, ein neues Genre zu erfinden: die Wohlfühldystopie. Ja, es sind beunruhigende Ereignisse, die stattfinden, nachdem Joe wieder auf den Beinen ist, aber diese sehr gut recherchierten Dinge, die uns wahrscheinlich näher sind, als wir wahrhaben möchten, werden gleichzeitig auch durch eine Gemeinschaft - die aus St. Piran - getragen, die das Buch zu einer Art Kuschelapokalypse werden lässt. Dabei sind nicht einmal alle Leute sympathisch; auch in dem kleinen Dort gibt es das ein oder andere A... h, männlich oder weiblich. Aber das Gros der Leute hat sein Herz auf dem rechten Fleck, genauso wie Joe. Dass es dabei in der Mitte der Geschichte einen kleinen Durchhänger gibt, war zu erwarten, doch selbst der ist nicht schlimm. In Rückblenden erfährt man, wie es zu der Cosy Dystopie kommen konnte - diese Sachen fand ich gar nicht so abwegig, sie könnten jederzeit passieren. Wie es diversen Philosophen so schön in die Münder gelegt wird: Die Anarchie ist nur drei volle Mahlzeiten entfernt.
Aber nicht in St. Piran. Und schon gar nicht, wenn es Joe und sein Wal verhindern können.