Rezension

O mann, o mann "Omama"! Ein Volltreffer - unter die Gürtellinie

Omama - Lisa Eckhart

Omama
von Lisa Eckhart

Bewertet mit 1.5 Sternen

Ebenso polarisierend und kontrovers wie die Kabarettistin Lisa Eckhardt selbst, dürfte auch ihr literarisches Debüt „Omama“ in den Medien diskutiert werden. Es ist darauf auslegelegt, zu provozieren und Tabus zu brechen, was manche Leser verstören mag. Fans von Lisa Eckhardt und ihrem Bühnenprogramm werden dagegen voll auf ihre Kosten kommen. Für mich persönlich war das Buch ein Volltreffer – allerdings ein Volltreffer daneben.

„Omama“ ist eine Mischung aus Roman, Satire und Essay und spielt in der österreichischen Provinz vom 2. Weltkrieg bis zur Gegenwart. Aufgrund der umfangreichen, essayhaften Exkurse tritt die Handlung beizeiten aber auf der Stelle und mir fehlte ein durchgängiger Handlungsfaden. Erst im dritten und letzten Teil des Buches, in dem auch die Autorin selbst in die Erzählung eintritt, ist eine größere Stringenz vorhanden.

Stilistisch leistet Lisa Eckhardt insofern eine beachtliche Arbeit, als dass sie den Umgang mit einer messerscharfen, geschliffenen und eigentlich auch intelligenten Sprache beherrscht. Sie stellt ihr Talent zum wortreichen Fabulieren und Schwadronieren unter Beweise und würzt alles mit einer gehörigen Portion österreichischem Schmäh und dialektalen Ausdrücken. Jedoch ist alles eine Spur zu überladen und affektiert, sodass die Lektüre sehr anstrengend ist und Konzentration erfordert, da man auf jedes Wort achten muss und vieles zweimal lesen muss, um es zu verstehen. Das schlimmste aber für mich war die Derbheit und Vulgarität der Sprache! Lisa Eckhardt trifft mit ihren sprachlichen Kapriolen permanent unter die Gürtellinie und bricht auf bitterböse Art zahlreiche Tabus. Obwohl, wie gesagt, dass sprachliche Niveau des Buches nicht zu unterschätzen ist, lassen ein derber Jargon und Fäkalausdrucke den Leser schlucken. Ich mag Satire und schwarzen Humor, aber in Lisa Eckhardts Erstlingswerk ist mir das alles eine Spur zu viel. Man gewinnt den Eindruck, dass auf Teufel komm raus provoziert werden soll und die eigentliche Handlung sowie der literarische Anspruch dafür zurückstecken müssen.

Wer die Kunstfigur Lisa Eckhardt und ihr Bühnenprogramm kennt und liebt, wird an dem derben, bitterbösen Roman seine Freude haben und von den sprachlichen Ergüssen unterhalten werden. Alle anderen sollten sich vielleicht zweimal überlegen, ob „Omama“ etwas für sie ist oder nicht. Mein Fazit ist: entweder man liebt das Buch oder man hasst es. Eine neutrale Meinung wird kaum ein Leser von diesem polarisierenden Werk haben können.