Rezension

Ob die Entscheidungsträger (neue Verteidigungsministerin!) diese Forderungen auch nur im Ansatz umsetzen werden?

Nicht einmal bedingt abwehrbereit - Richard Drexl, Josef Kraus

Nicht einmal bedingt abwehrbereit
von Richard Drexl Josef Kraus

Bewertet mit 4.5 Sternen

Josef Kraus, Richard Drexl, Nicht einmal bedingt abwehrbereit, Finanzbuchverlag 2019, ISBN 978-3-95972-180-6

 

Die Bundeswehr pfeift aus dem letzten Loch, personell stark ausgedünnt, die Gerätschaften verkommen.  Ausgehend von dem desaströsen Status quo der Bundeswehr werfen Spiegel-Bestsellerautor Josef Kraus und Oberst a. D. Richard Drexl einen Blick auf ihre gut sechzigjährige Geschichte und legen dar, wie sie seit der Wiedervereinigung nahezu systematisch
kaputtgespart wurde.

 

Doch die beiden Autoren geben nicht nur einen kritischen Überblick über den Wandel der Funktion und vor allen Dingen des Zustandes der bundesdeutschen Armee seit ihrer Gründung 1956, sondern sie interessiert insbesondere, welche Rolle die Bundeswehr aktuell einnimmt zwischen den anderen europäischen Armeen und innerhalb der NATO. Welchen Rückhalt besitzt die deutsche Armee nach der Abschaffung der Wehrpflicht noch in der Bevölkerung?

Wie muss sie sich angesichts der neuen Bedrohungslagen des 21. Jahrhunderts neu aufstellen, dass sie sich ihren Aufgaben besser gewachsen zeigen kann?

 

Der ehemalige Verteidigungsmister Rupert Scholz schreibt in seinem exklusiven Vorwort zu dem Buch der Politik und der Gesellschaft folgende Worte ins Stammbuch:

„Es bedarf eines grundlegenden Wandels in der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. In die Bundeswehr muss buchstäblich und wieder massiv investiert werden. Der Beruf des Soldaten muss wieder mit der Achtung und der Anerkennung gepflegt und gewürdigt werden, die unsere Soldaten wahrhaft verdienen.“

 

Das Buch, das man auch eine engagierte Streitschrift nennen kann, zeigt überzeugend die nötigen Reformschritte auf. Die Zeit in der Komfortzone sei zu Ende, sagen die Autoren und  die Gesellschaft und die Politik müssten erkennen, dass pazifistische Reflexe nicht weiter tragen werden.

Ob die Entscheidungsträger (neue Verteidigungsministerin!) diese Forderungen auch nur im Ansatz umsetzen werden? Dem Rezensenten bleiben ernste Zweifel daran.