Rezension

Oben und Unten

Die Intuitionistin -

Die Intuitionistin
von Colson Whitehead

Bewertet mit 4 Sternen

Es geht um Lila Mae. Sie hat ihr Studium erfolgreich absolviert und arbeitet nun bei der Stadt als erste, schwarze Fahrstuhlinspektorin. Genauer gesagt als Fahrstuhlinspektorin bei den Intuitionisten. Wenn diese Menschen die jeweiligen Fahrstühle der Gebäude auf ihre Sicherheit hin überprüfen, tun sie dies nicht mit herkömmlichen, technischen Methoden. Sondern sie erspüren die Fehlfunktionen und können am Ende einer Probefahrt genau sagen, ob und was kaputt ist. Die Intuitionisten und ihre Arbeitsweise sind natürlich stark umstritten. Daher ist es ganz klar wessen Schuld es ist, als der Fahrstuhl kurz nach der Wartung abstürzt. Natürlich die der Intuitionisten, die von Lila Mae. Doch das lässt die junge Frau sich nicht gefallen und beginnt selbst zu ermitteln.

Dies ist mein erstes Buch von Colson Whitehead. Ich mag seinen detaillierten, genauen Schreibstil mit dem er die ProtagonistInnen, die Stimmungen, die Situationen „einfängt“. Zwar habe ich ein bisschen Zeit benötigt mich darin einzulesen, doch entwickelt die Geschichte gleich eine Art „Sog“, den ich mich schwer entziehen konnte. Doch man braucht Zeit. Zeit um die Sätze auf sich wirken zu lassen und um dem Nachzuspüren was uns der Autor hier präsentiert.
Die Geschichte wird aus Lila Maes Perspektive erzählt. Sie lebt in Amerika, in einer Großstadt in der die Rollen klar verteilt sind. Die „Weißen“, die „Guten“, die „Besseren“, die „Schwarzen“, die, die ausgegrenzt werden, die nichts zu sagen haben und in der Gesellschaft weniger zählen. Dies fand ich selbst während des Lebens wirklich schwer auszuhalten. Allerdings zeigt es auch wie viel sich in den letzten 25 Jahren in Bezug auf Diskriminierung und Ausgrenzung in der Gesellschaft positiv verändert hat, auch wenn es natürlich noch einiges zu tun gibt.
Die Kapitel zu aktuellen Geschehnissen, wechseln sich mit Lila Maes Rückblicken in ihre Vergangenheit ab. So erfährt man einige Dinge über ihre Kindheit bzw. über ihre Herkunft. Diese „Zeitsprünge“ funktionieren in der Geschichte sehr gut und bringen die Leserschaft, wie ich finde, die Protagonistin näher.
Für alle die bei Whiteheads Geschichte auf einen Kriminalfall spekulieren muss ich an dieser Stelle leider enttäuschen. Es geht eigentlich gar nicht darum heraus zu finden, ob und wer diesen Unfall herbeigeführt hat. Viel eher dreht es sich in dem Buch um „Herkunft“, „Zugehörigkeit“ und um „Gegensätze“.

Fazit:
Ein gelungen konzipierter, gesellschaftskritischer Roman, in einer dystopisch anmutenden Kulisse.