Rezension

Oberflächlich und enttäuschend

Be Angry! - Dalai Lama

Be Angry!
von Dalai Lama

Bewertet mit 1 Sternen

Ein arg kurzes Buch, das auf einem Gespräch des Dalai Lama mit dem japanischen Autor Noriyuki Ueda basiert. Es fühlt sich mehr wie ein langes Interview als ein eigenständig verfasstes Sachbuch an, auch wenn die Fragen nicht abgedruckt sind. Das Buch ist in sehr kurze Kapitel unterteilt, die zwar durch das Überthema Wut locker verbunden sind, aber nicht direkt aufeinander aufbauen. Der Autor springt dabei zwischen verschiedenen Themen hin und her. Dadurch wirkt das Buch leider zerstückelt und nicht wie ein zusammenhängendes Werk mit einer fließend verfassten Erzählung oder Argumentation.
Wer kurze, episodenhafte Gedanken des Dalai Lama lesen möchte, ist damit gut beraten. Ich habe leider etwas anderes erwartet.

Durch die Kürze und die nicht stringente Gedankenführung bleibt das Buch zudem sehr oberflächlich. Den Rest hat mir dann dieser Satz gegeben, der gegen Ende abgedruckt ist: "Die nachfolgenden Ausführungen beruhen nicht auf gründlichen Nachforschungen, sondern nur auf ein paar Gedanken, die mir durch den Kopf gegangen sind." (S.46 von 54) Vielleicht ist die Übersetzung ungünstig, aber das klingt einfach banal.

Die Überschrift zu jedem Kapitel ist entweder ein Zitat oder eine griffige Zusammenfassung des in diesem Abschnitt besprochenen Inhalts. Mitten im Fließtext sind immer wieder einzelne Sätze eingerückt formatiert, so wie man es eher in einem Zeitschriftenartikel als in einem Buch machen würde.

Die zentralen Thesen über Wut stehen am Anfang zusammengefasst in einem "Vorwort des Verlags". Das hat mich doch einigermaßen irritiert - normalerweise schreibt ja eine (namhafte) Person Vorwörter, nicht ein Verlag als Ganzes. Das wirkt ein bisschen, als würde der Verlag nicht so ganz darauf vertrauen, dass der Leser die Kernthesen versteht und sie deshalb am Anfang vorbereitend zusammenfassen. Bei der Kürze des Buchs sehe ich ebenfalls keinen richtigen Sinn in diesem Vorwort.

Auch den Untertitel "Die Kraft der Wut kreativ nutzen" finde ich irreführend. Wut gegen soziale Ungerechtigkeit bleibt bestehen, bis es diese Ungerechtigkeit nicht mehr gibt, argumentiert der Dalai Lama. Aber wie genau kann man diese Wut aus seiner Sicht produktiv und eben kreativ nutzen, um Ungerechtigkeiten zu bekämpfen? Am Ende schreibt er nur, dass ihn seine Wut motiviert, Leidensursachen aufzuspüren und härter an seiner Mission zu arbeiten. Es bleibt alles sehr schwammig und oberflächlich. Leider eine Enttäuschung.