Rezension

Oberflächlich und poliert – leider echt nicht meins

Beautiful Liars, Band 1: Verbotene Gefühle - Katharine McGee

Beautiful Liars, Band 1: Verbotene Gefühle
von Katharine McGee

Bewertet mit 2.5 Sternen

Leider hat mich das Buch wirklich nicht überzeugen können. Das fängt schon mit der Geschichte an, mit den Themen, die angesprochen werden. Die Geschichte zum Beispiel finde ich ziemlich langatmig erzählt. Ich hatte sehr oft das Gefühl, als würde einfach nichts passieren. Am Anfang war es noch ganz interessant, da macht der Prolog neugierig, macht Lust auf mehr. Man möchte herausfinden, wer dieses Mädchen ist, das vom Dach fällt, ob es gestürzt ist oder gestoßen wurde oder ob es vielleicht gesprungen ist. Das und natürlich der Grund dafür. Der Sprung nach hinten stößt dann einige Spekulationen an, man lernt direkt ein paar Charaktere kennen, die dieses Mädchen sein könnten. Nur leider kann die Autorin den Spannungsbogen nicht aufrecht halten. Am Ende wird es nochmal interessanter, weil hier die Handlung sehr dicht ist, aber in der Mitte – und damit meine ich 80 Prozent des Buches – verliert sich das irgendwie.

Außerdem erinnert das Buch wirklich sehr an diese High Society Problemchen-Serien wie "Gossip Girl" oder "Pretty Little Liars". Es ist so sehr dieses "Wir sind alle super reich und super schön und haben Probleme, die eigentlich keine sind und außerdem hat jeder ein dunkles Geheimnis, das absolut nicht aufgedeckt werden darf". Ich habe schon von anderen gehört, dass "Beautiful Liars" doch tiefgehendere Probleme ansprechen würde, aber das kann ich nicht bestätigen. Meiner Meinung nach ist es sehr oberflächlich, Themen wie Drogenkonsum werden natürlich angesprochen, aber nicht so, dass ich sagen würde, es spiegelt die Welt, wie sie ist, perfekt wider.

Was mir ganz gut gefallen hat, war die Welt, in der die Geschichte spielt. Es ist etwa hundert Jahre in der Zukunft und dieser Tower war wirklich gut beschrieben. Auch wenn es mich ein bisschen an den Film "High Rise" erinnert hat. Aber das Leben im Tower war ganz gut geschildert und dabei nicht mal zu aufdringlich, nur wenn es nötig war, wurde Information gestreut. Ein bisschen zu kurz kam mir die Welt außerhalb des Towers. Ich hätte gern mehr über das restliche New York erfahren oder die anderen Länder, was sich dort so verändert hat.

McGees Schreibstil war aber auf jeden Fall angenehm zu lesen. Mir hat ein bisschen dieses Durchrutschen gefehlt, das es bei anderen Jugendbüchern gibt und was das Genre oft noch retten kann. Aber so an sich ist er schon gut. Allerdings irgendwie auch ziemlich unpersönlich, da in dritter Person und dann auch noch Vergangenheit geschrieben wurde. Da wurde ich irgendwie mit keiner der Hauptpersonen warm, von denen es ja doch einige gibt. Ich komme jetzt spontan nicht drauf, wie viele Protas die Handlung erzählen, aber bestimmt 5...

Etwas, das mich aber auf jeden Fall am Schreibstil genervt hat, waren die Wiederholungen. Wirklich, ist das so ein Ding bei Jugendbüchern? Traut man den Lesern nicht mehr zu, sich Grundlegendes zu merken? Zum Beispiel Averys Hintergrund, dass sie nicht auf ganz natürliche Weise geboren wurde, sondern ihre Eltern aus ihrem Genpool die bestmögliche Mischung gewählt haben und nun eine perfekte Tochter haben. Jahaaa, ich hab's kapiert, Avery ist wunderwunderschön.

Was mich zum nächsten Punkt bringt, den Charakteren. Von denen Avery trotz der vielen anderen Perspektiven, die es noch gibt, irgendwie schon die "echte" Protagonistin ist – und die ich am liebsten eigenhändig von diesem Tower geschmissen hätte.

Ehrlich, ich hab einfach etwas dagegen, wenn die Hauptperson oder überhaupt eine Person als perfekt dargestellt wird. und Avery hat das Fass wirklich zum Überlaufen gebracht, denn sie ist wunderschön und intelligent und sportlich, sie kann einfach alles und jeder liebt sie. Ihr einziger Fehler – und eigentlich weigere ich mich, das als wirklichen Fehler anzusehen, weil es echt idiotisch ist – sind ihre Gefühle für ihren Stiefbruder Atlas. Genau, STIEFbruder. Schonmal "Game of Thrones" gesehen? Das sind richtige Geschwister, sogar Zwillinge. Das finde ich krass. Dass Avery ihren Stiefbruder anhimmelt und deswegen so ein Drama macht, nicht.

Aber auch die anderen Charaktere holen es nicht wirklich raus, es gibt einfach nicht viele Sympathieträger. Leda ist ziemlich krank, obwohl schon allein ihre psychopathische Ader irgendwie sympathischer wirkt als die perfekte Avery. Trotzdem, ich mochte sie nicht wirklich. Nur ihr Kampf gegen die Drogen war einigermaßen interessant. Eris war mir ziemlich egal. Obwohl ich sagen muss, dass ihre charakterliche Wandlung die interessanteste war. Rylin mochte ich tatsächlich, aber auch sie hat mich genervt, weil sie sich Probleme geschaffen hat, wo keine waren. Und Watt war mir auch so egal. Richtig schlimm, wie schnuppe mir die Figuren im Roman waren. Ach und der Großteil der anderen Charaktere war ziemlich flach beziehungsweise kamen sie so wenig vor (na gut, bis auf ein paar Ausnahmen), dass ich mir kein Bild von ihnen machen konnte. Allgemein hatte ich nicht das Gefühl, die Charaktere seien facettenreich, sie wirkten alle sehr flach und bis zu einem gewissen Maße ähnlich.

Allgemein hat mich das Buch also wirklich nicht umgehauen. Fans von „Gossip Girl“ und Co. Könnte es gefallen, aber ich kann es leider echt nicht weiterempfehlen.