Rezension

Oberflächliches, aber auch höchst spannendes Prequel

Exit Now! - Teri Terry

Exit Now!
von Teri Terry

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry hat mich in eine ganz neue Welt eingeführt, also in die der futuristischen Dystopien und es war für mich ein ganz besonderer Lesegenuss. Seitdem habe ich Terry immer auf dem Schirm behalten und viele weitere tolle Bücher von ihr gelesen. Mit dem anstehenden Brexit nun ist Terry die Idee gekommen, dass genau dieser historische Einschnitt die Vorlage für ihre „Gelöscht“-Reihe sein könnte, weswegen sie ein Prequel geschaffen hat, auf das ich ungeheuer gespannt war.

Mir ist es doch etwas schwergefallen, in die Geschichte hineinzufinden, da die Welt nicht wirklich ausgearbeitet worden ist. Nach und nach werden uns einige Brocken hingeworfen, wie sich Terry Großbritannien nach dem Brexit vorstellt, aber das war mir letztlich viel zu wenig, um mich in die Rahmenbedingungen voll einzuleben. Das ist durchaus etwas schade, denn es hätte genug Raum für Details hier und da gegeben und vielleicht hätte es auch eine andere Perspektive getan. Bereits hier hat sich bei mir ein Eindruck von Oberflächlichkeit eingestellt.

Oberflächlichkeit ist genau das Attribut, das mir auch bei einem weiteren Aspekt mehrfach in den Sinn gekommen ist. Wir haben zwei Perspektiven, einmal Sam, die Tochter eines Regierungsmitglieds und Ava, die aus armen Verhältnissen stammt. Zwar bekommt man schnell ein Gefühl für ihre unterschiedlichen Charaktere, aber ihr Beziehungsaufbau erfolgt in einer Millisekunde. Zudem ist das gesamte Buch sehr dialoglastig, so dass es gar keine richtigen Gedankengänge gibt, den die Figuren Tiefe verleihen könnte. Im späteren Verlauf des Buchs erweist sich Avas Perspektive zudem als vollkommen überflüssig, da sie zur Handlung nichts beiträgt. Da wirken ihre Kapitel fast schon eher wie Unterbrechungen als wie anreichende Informationen.

Was man dem Buch jedoch lassen muss, ist ein rasanter Lesefluss, eine actiongeladene Handlung und unheimlich viel Spannung. Man fliegt regelrecht durch die Seiten und merkt dabei nicht, wie die Zeit vergeht. Die einzelnen Kapitel sind extrem kurz und befeuern diesen Eindruck entscheidend. Auch wenn die Grundvorstellung von Großbritannien 2024 nicht eindeutig auf der Hand liegt, kann man die neuen Beschlüsse jedenfalls hautnah erleben und alle sind erschreckend. Die dargestellten Beschlüsse sind erschreckend, aber gleichzeitig so realistisch, dass man sich bang fragt, ob der Brexit wirklich so eine Katastrophe herbeiführen könnte. Zudem merkt man mit Fortschreiten der Lektüre immer mehr die Anbindung an die „Gelöscht“-Reihe. Zwar ist es mit Ende des Buchs immer noch weit hin zum Anfang von „Gelöscht“, aber trotzdem tauchen bereits einige Figuren auf und die Grundrichtung ist eindeutig wiederzuerkennen.

Fazit: „Exit Now!“ ist ein spannendes Prequel, das durch den Brexit eine durchaus geschickte Verbindung erhalten hat. Dennoch empfand ich die Lektüre insgesamt zu oberflächlich. Ich kenne Terry viel detaillierter und einfühlsamer.