Rezension

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Oberflächliches Buch, das keine neuen Erkenntnisse liefert

Das Café am Rande der Welt - John Strelecky

Das Café am Rande der Welt
von John Strelecky

John Strelecky erzählt in seinem Buch “Das Café am Rande der Welt” wie er vorhatte seinem Alltag zu entfliehen und dabei unerwarteterweise eine Reise zum eigenen Selbst antrat. In einem Café mitten im Nirgendwo konfrontiert ihn die Speisekarte mit drei Fragen: Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben? Das Buch ist durchgehend mit vierfarbigen Illustrationen von Root Leeb versehen, die mir persönlich nicht zusagen.

In einer surrealen Atmosphäre erleben wir mit, wie John versucht diese Fragen für sich zu beantworten. Dabei sollen auch die Leser*innen dazu animiert werden diese Fragen auch sich selbst zu stellen und nach dem “Zweck der Existenz” zu suchen. Allerdings hatte ich das Gefühl, als würde ich viele alte Lebensweisheiten wieder lesen. Außerdem bin ich der Meinung, dass sich Strelecky das ganze zu einfach macht.

[S P O I L E R, aber es ist ja eh nicht gut, also lest ruhig weiter] Laut der Erzählung, sollte man das tun, was einen erfüllt, denn man ist so begeistert und so voller Leidenschaft, sodass man sich total gerne das ganze Wissen aneignet und alle anderen dazu bewegt einem helfen zu wollen. Sorry but I call bullshit. Ich meine, in einer Utopie funktioniert das vielleicht, aber in der Realität, in der wir momentan leben, haben die meisten gewisse Verantwortungen und können sich so etwas schlichtweg nicht leisten. Wenn jemand nun mal Geld verdienen muss, um sich um seine/ihre Familie zu kümmern, wann soll die Person denn bitteschön sich die Zeit nehmen und alles zu lesen, zu lernen und zu üben?

Was mich auch gestört hat, ist die Tatsache, dass Heinrich Bölls “Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral” erzählt wird, ohne dass er namentlich erwähnt wird. Auf mich wirkte es so, als hätte Strelecky versucht diese Anekdote als sein geistiges Eigentum zu verkaufen. Außerdem, wer sagt denn, dass wir den Zweck “finden müssen”? Wir können dem doch auch selbstbestimmt einen Zweck “verleihen”!

Einige sprachliche Bilder haben mir ganz gut gefallen, aber letztendlich war der Ton zu predigend und sehr gestelzt. Hinzu kommt, dass für mich keine neue Erkenntnis mit dabei war und es wundert mich tatsächlich, dass John erst mit über 30 über den Sinn des Lebens nachdenkt. Habt ihr auch schon in eurer Jugend über den Sinn des Lebens nachgedacht oder habe ich einfach zu früh mit dem philosophieren angefangen?

Eventuell hatte ich zu hohe Erwartungen an diesen Bestseller, einige Denkanstöße sind gut gemeint, aber das war’s auch schon.