Rezension

....oder erwachsen werden in Zeiten von Social Media

Der gefährlichste Ort der Welt
von Lindsey Lee Johnson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sie erwiderte das Lächeln von Tristans Mutter. Und begriff:  Sie hat gedacht, jemand wäre mit ihm befreundet gewesen.

Der gefährlichste Ort der Welt oder erwachsen werden im Zeitalter von Social Media.

Tristan ist ein stiller Junge, ein Aussenseiter, mit seinen knalligen Jogginghosen und den Origami-Kranichen. Er gehört nirgendwo richtig dazu, aber man lässt ihn in Ruhe. Das ändert sich schlagartig mit einer einzigen Begegnung. 5 Minuten, ein Wimpernschlag und nichts ist mehr wie es war. Aus dem Gefühl heraus, die 13-jährige Cally, wäre wie er, schreibt Tristan ihr einen Liebesbrief, nicht ahnend, dass sie ihn all ihren Freunden zeigt.
Für Tristan beginnt eine Hetzjagd über FB und Twitter.

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Ich finde das Thema, auch jetzt im Nachhinein, noch unheimlich spannend und bewegend. Es geht um Social Media, das Erwachsen werden in der heutigen Zeit, Mobbing, Alkohol und Drogen.

Der gefährlichste Ort der Welt, ist in dir selber; ist der Ort, den du überleben musst, durch Entscheidungen, die du triffst, auf dem Weg zur Volljährigkeit.

Leider hat die Autorin es nicht zu 100% geschafft, mich dahin mitzunehmen. Ihr Schreibstil ist sehr klar und relativ sachlich, schafft es aber nicht, den Leser in die Distanz zu setzen, sondern man hängt irgendwo dazwischen. Ich konnte nicht wirklich eine emotionale Verbindung zu den Figuren aufbauen, deren Alltag ich hautnah miterlebt habe.
Emotionen waren für mich schwer bzw. nur sehr selten wirklich greifbar und ich habe mich mit dem trockenen und etwas langatmigen Schreibstil ein wenig schwer getan.

Hinzu kam, das mir ausser Tristan, kaum eine Person sympathisch war. Man erfährt zum Schluss, dass das wohl auch so gewollt ist, aber dadurch fand ich grade die ersten Geschichten (jede Person hat ein eigenes Kapitel) etwas fad, da sie auf nichts greifbares hinausliefen. Das steigert sich im Laufe des Buches und hat auch seinen Sinn, hat es für mich aber nicht einfacher gemacht.  Die Figuren an sich sind gut herausgearbeitet, orientieren sich aber an klassisch amerikanischen Stereotypen.

Fazit: Ich muss gestehen, erst im Nachhinein habe ich gemerkt, dass ich die Geschichte, den Aufbau und die Personen eigentlich doch ganz interessant und spannend fand, wo mir während des Lesens einfach der dröge Schreibstil viel davon genommen hat. Ein Buch, dass mich auch nach ein paar Tagen noch nicht losgelassen hat.