Rezension

Ödnis in der dänischen Provinz

Meter pro Sekunde
von Stine Pilgaard

Bewertet mit 2 Sternen

Stine Pilgaard lässt in ihrem Roman "Meter pro Sekunde" eine junge Mutter, sie dürfte in den 30ern sein, nach Westjütland ziehen. Dass sie mit dieser Gegend Dänemarks nicht viel anfangen kann, wird bald deutlich. Denn im Gegensatz zur Ich-Erzählerin, die gerne und viel redet, sind die Jütländer eher zurückhaltend. Kein Wunder also, dass die Ich-Erzählerin des Romans in einige Fettnäpfchen tritt, weil sie als "Schlabbergosch" ziemlich viele Grenzen missachtet.

Den Versuchen, sie in die Gemeinschaft des Ortes Velling  einzubinden, steht die Ich-Erzählerin allerdings zunächst misstrauisch bis feindlich gegenüber. Wie auch dem Autofahren. Es braucht über 80 Fahrstunden, bis sie überhaupt zur Fahrprüfung zugelassen wird. Viel mehr als dass die Ich-Erzählerin Fahrstunden nimmt, die Zeitungskolumne des "Kummerkastens" schreibt und sich mehr oder weniger erfolgreich versucht einzugliedern, passiert in dem Roman nicht.

Was die Handlung angeht, ist "Meter per Sekunde" also ziemlich dünn. Allerdings hat der Roman einen gewissen Unterhaltungswert - zumindest, wenn man sich ein wenig mit der dänischen Kultur und der westjütländischen Lebensart  auskennt. Nur dann dürften einem die umgedichteten Lieder und die oft frechen Kolumnen, die im Roman abgedruckt sind, auch etwas sagen.

Während die zigste Fahrstunde einen als Leser doch irgendwann sehr ermüdet (auch wenn die Fahrlehrer immer wieder wechseln), so haben die Sprachübungen, die die Ich-Erzählerin absolviert, ihren humoristischen Reiz. Wie unterhält man sich also, um nicht aufdringlich zu wirken? Dinge nicht direkt zu sagen und den Menschen nicht direkt in die Augen sehen, das muss gelernt werden. Verraten sei, dass sie durchaus Fortschritte macht - wo doch ihr Kind zu allem nur "Muh" sagt, was die Eltern zur Verzweiflung bringt.

Hier gibt es ganz wunderschöne Szenen zu entdecken - etwa bei der Übung, was man sagt, wenn der Hund eines Bekannten überfahren wurde. Natürlich fragt man nicht direkt, wie es ihm geht, sondern sagt ganz unpersönlich "Traurig, das mit deinem Hund."

Solch witzige Momente sind aber doch dünn gesät in Stine Pilgaards Buch. Insgesamt plätscherte mir der Roman zu sehr vor sich hin.