Rezension

Öffnet einem wie immer die Augen

Ghetto Kidz - Morton Rhue

Ghetto Kidz
von Morton Rhue

Bewertet mit 5 Sternen

Der junge Kalon wächst in einem Ghetto auf. Drogen, Gewalt und nächtliche Schüsse sind Alltag. Das Leben wird durch die Gangs der Gegend kontrolliert – zwei Banden, die seit Jahren verfeindet sind. Fast täglich fallen diesem Krieg Gangmitglieder zum Opfer. Die Regierung interessiert das schon lange nicht mehr – das Ghetto ist ein Ort der Vergessenen. Kalon möchte mit all dem nichts zu tun haben. Er möchte zur Schule gehen und einfach nur ein friedliches Leben führen. Doch so sehr er es auch will – früher oder später holt der Bandenkrieg ihn ein. Denn so viele Möglichkeiten die Menschen aus den Ghettos angeblich auch haben: Am Ende überlebt nur der Rücksichtsloseste.

Anfangs fand ich, die Schreibweise war sehr auf Jugendliche zugeschnitten. Vielleicht, weil die Hauptperson Kalon zu Beginn erst zwölf Jahre alt war. Aber wie auch die Charaktere des Buches sehr schnell erwachsen wurden gewöhnte ich mich entweder an die Schreibweise oder sie wurde auch "erwachsener". Jedenfalls war es bald authentisch. Kalon, der vom Charakter und seinen Überzeugungen her niemals zum Ghetto passt, egal in welchem Alter und was er gezwungen wurde zu tun, ist jemand, dem man viel Sympathie entgegenbringt. Man kann sich gut in ihn hineinversetzen, da er jemand ist, der genau weiß, in welcher Situation er sich befindet und was seine Möglichkeiten sind. Er kennt die Risiken und Konsequenzen der Dinge, die er tut. Er kann genau einschätzen, was er tun muss und was er nur tun könnte.
Die Geschichte zeigt schonungslos das Leben im Ghetto... und auch, dass sie meisten Menschen dort wie jeder andere ist, dass sie ein normales glückliches Leben ohne Angst und Gewalt führen wollen, aber dass es aufgrund der Ignoranz und Tatenlosigkeit aller Außenstehenden (sowohl der Regierung als auch Menschen wie ihr und ich) einfach keine Möglichkeiten für sie gibt, irgendwelche Initiativen zu ergreifen. Dass auch Meschen mit großer Intelligenz oder einem guten Herzen früher der später (auch gegen ihren Willen) in einer Gang landen, wenn sie nicht verhungern wollen und weiter für ihre Familien sorgen wollen.
Das ist das zweite Buch von Mortin Rhue, das ich gelesen habe. "Die Welle" fand ich auch zu jugendlich geschrieben und vor allem zu kurz. Diese beiden Dinge sind mir hier wieder aufgefallen, allerdings hat es mich nicht so wirklich gestört. Wieder merke ich einfach, dass es sich wunderbar als Schullektüre eignen würde. Denn es ist gesellschaftskritisch und bietet jede Menge Stoff zum reden und diskutieren und nachdenken. Aber auch einfach so zum lesen ist es toll... Es ist sehr schnell durchgelesen und es gibt nicht soo viel Handlung an sich, aber dennoch sind die Charaktere klar und ausgearbeitet, und vor allem ist es ein Buch das einen irgendwie berührt und beschäftigt, obwohl es nicht im Geringsten was mit uns (oder mir zumindest) zu tun hat und eigentlich relativ unemotional geschrieben ist.
Fazit: Ein bewegendes gesellschaftskritisches Buch, das die harte Realität eines Lebens aufzeigt, das wir gar nicht mitbekommen, weil es von Menschen handelt, die nicht bemerkt werden sollen.

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