Rezension

Österreich am Scheideweg

Zerrüttung -

Zerrüttung
von Gerhard Loibelsberger

Joseph Maria Nechyba blickt auf seine lange und erfolgreiche Zeit als Oberinspector und Ministerialrat zurück und genießt seinen wohlverdienten Ruhestand. Das Land Österreich befindet sich allerdings im Umbruch und die Politischen Bestrebungen im Land beunruhigen den eigentlich sehr entspannten Nechyba. Die Nazis gewinnen immer mehr die Oberhand und gerade der Einfluss aus dem benachbarten Deutschland ist nicht zu übersehen. Die täglichen Nachrichten, die Nechyba den Zeitungen entnimmt, sind stets düster und mit zunehmender Zeit hält die Zensur immer mehr Einzug. Willkürliche Gesetze werden beschlossen, und das Leben in Österreich ist für viele Bürger nicht mehr sicher...

Ich habe bereits einige Bände aus der Reihe um den gemütlichen und sehr gescheiten Oberinspector Nechyba gelesen und war jedes mal begeistert. Ich habe daher mit viel Vorfreude die Reise ins Jahr 1933 angetreten und der bildreiche, sowie der damaligen Zeit perfekt angepasste Schreibstil, führte mir die Geschehnisse wieder einmal lebendig vor Augen. Im Gegensatz zu den vorherigen Bänden, in denen jeweils ein Kriminalfall im Vordergrund stand, dürfen wir im neunten Band zwar "nur" Nechyba in seinem Ruhestandsdasein begleiten, aber der -Autor Gerhard Loibesberger versteht es perfekt, die spezielle Atmosphäre einzufangen und die historisch so unglaublich wichtige Zeit zu dokumentieren. Das Ganze wirkt hervorragend recherchiert und die häufig verwandte Mundart trägt zur hohen Authentizität des Erzähltem bei. Über die jeweiligen Zeitungsberichte wird die fesselnden Entwicklung, deren schrecklichen Auswüchse uns allen mehr als bekannt sind, hervorragend aufgearbeitet.

Insgesamt handelt es sich bei "Zerrüttung" zwar um die Fortsetzung der historischen Krimi-Reihe, ohne aber irgendwie inhaltlich vergleichbar zu sein. Bei dem Buch handelt es sich aus meiner Sicht um eine wichtiges Stück Zeitgeschichte, welches auf eine raffinierte Art und Weise dem Leser nahe gebracht wird. Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter und bewerte ihn mit den vollen fünf von fünf Sternen.