Rezension

Österreichischer Kriminalroman mit langsamen Spannungsbogen

Schutzpatrone - Rudolf Trink

Schutzpatrone
von Rudolf Trink

Johann Rumpler ist pensionierter stellvertretender Leiter der Mordkommission in Wien. Seine Katze Rosamunde und er könnten ein ruhiges Leben haben, viel Zeit mit gemeinsamem Kochen verbringen und regelmäßig die Kaffeehäuser Wiens unsicher machen. Allerdings geschehen in letzter Zeit vermehrt Morde an Obdachlosen in Wien, die Rumpler beunruhigen. Er hatte zu seiner aktiven Zeit rege Kontakte in die Obdachlosenszene und auch die ein oder andere Freundschaft geschlossen. Rumpler beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und findet einen parallel verlaufenden Vermisstenfall einer jungen Frau. Der einzige, der eine Verbindung zwischen den beiden Fällen schaffen und zum Täter der Morde führen kann ist Rudi Schätter, ein Freund des ersten Mordopfers. Allerdings wurde dieser in eine psychatrische Anstalt eingeliefert, da er in der kindlichen Welt des Kasperltheaters lebt. Wird es Rumpler gelingen, das Kasperl-Rätsel zu lösen?

„Schutzpatrone“ ist ein regionaler Krimi, der Stadt und Landkreis Wien sehr anschaulich darstellt. Wer sich in Wien auskennt, wird sicherlich viele Schauplätze wieder erkennen. Der österreichische Dialekt ist in sämtlichen Dialogen präsent, was dem Buch einerseits Authentizität verleiht, andererseits das Lesen für Nicht-Österreicher schwierig gestaltet: Ich persönlich hatte teilweise große Probleme, den Gesprächen zu folgen und habe viele umgangssprachliche Wörter nicht gekannt, was mich sehr gestört hat und dazu führte, dass ich mich ausgeschlossen fühlte.

Der Autor selbst bezeichnet seinen Stil als „Slow Crime“, eine sich sehr langsam entwickelnde Kriminalgeschichte ohne Cliffhanger und Brutalität. Ich gehöre wohl eher zu der Sorte des ungeduldigen Lesers, mir ging der Fortgang der Handlung viel zu langsam. Der Spannungsbogen hat sich leider so langsam aufgebaut, dass auch die subtile Hinführung zum Höhepunkt mich leider nicht mehr mitreißen konnte. Ich habe den Handlungsverlauf an vielen Stellen als zäh empfunden. Der Autor schreibt in langen Sätzen, was dazu führt, dass das Geschehen sehr gut erklärt wird, teilweise aber ausufert, beispielsweise finden sich genauste und sich wiederholende Beschreibungen der Handlungen von Rumplers Katze oder ganze Kochrezepte. Diese Detailverliebtheit war  für mich viel zu ausführlich und ich habe mich teilweise dabei gelangweilt. Der entscheidende Punkt am Ende, warum der Schuldige seine Taten begangen hat, war hingegen für mich nicht nachvollziehbar. An dieser Stelle hat es an Hintergrundinformationen gemangelt.

Rumpler als Charakter ist ein sehr sympathischer Protagonist, der Leser kann sich aufgrund des detailverliebten Begleitens im Alltag ein sehr genaues Bild von ihm machen, sowohl charaktermäßig, als auch seiner Handlungen, Routinen und Vorlieben.

Der Titel „Schutzpatrone“ ist hier als Wortspiel zu verstehen, in diesem Fall bezieht es sich auf die Patrone einer Waffe, die jemanden beschützt. Diese ist auch auf dem Cover zu sehen, welches mich insgesamt leider auf den ersten Blick nicht angesprochen hätte. Auch dieses ist sehr detailreich und wird erst ganz am Ende des Buches verständlich. Allerdings handelt es sich laut Autor dabei um ein Gemeinschaftsprojekt seiner Familie, was dem Ganzen wieder Charme gibt. Im Buchhandel hätte ich wohl leider aber nicht danach gegriffen.

Fazit: „Schutzpatrone“ ist ein österreichischer Kriminalroman, der intensiv den Alltag des Protagonisten darstellt. Leider geht bei der Beschreibung all diesen „Drumherums“ der Fokus auf das eigentliche Geschehen etwas verloren und der Spannungsbogen baut sich nur langsam auf.