Rezension

offen und ungeschönt

Der Brand -

Der Brand
von Daniela Krien

Bewertet mit 4.5 Sternen

von einer Ehe die ihre Höhen und Tiefen hat und eine zweite Chance verdient

„Der Brand“ von Daniela Kriem ist ein ehrliches Porträt einer Ehe, bei der sich der Alltag eingeschlichen hat und bei der Liebe, Leidenschaft und Zweisamkeit eher Randthemen geworden sind. Der Leser begleitet das Ehepaar Rahel und Peter über einen Zeitraum von drei Wochen, in denen aufgrund eines Brandes im gebuchten Feriendomizil einiges anders kommt als geplant und sich die eine oder andere Wahrheit enthüllt.

Ich war überrascht mit welcher Ruhe und Unkompliziertheit die Autorin dieses Thema angeht. Auf knapp 300 Seiten werden die Probleme, aber auch Sicherheiten der 30-jährigen Ehe offenbart; Fallstricke und Fehler aufgezeigt und eine vorsichtige Annäherung versucht. Die Charaktere sind dabei so nahbar, dass ich das Gefühl hatte, gemeinsam mit Peter und Rahel meine Ferien auf dem Hof zu verbringen.

Ohne viel Drama, sondern mit beinahe sachlichem Verständnis reflektieren Rahel und Peter über ihre gemeinsamen Jahre, ihre Ängste und Geheimnisse. Rahels Sichtweise auf die gemeinsamen Jahre steht dabei im Fokus. Versuchen die Charaktere zu Anfang noch die größten Klippen zu umschiffen, brodeln Gefühle und Ängste doch nach und nach an die Oberfläche. Das Buch ist an manchen Stellen fast schon von philosophischer Einsichtigkeit, nichts wird geschönt, sondern ehrlich und direkt beim Namen genannt.

Das Buch beschäftigt sich dabei am Rande mit der Einsamkeit in einer Beziehung, dem sich auseinander leben und doch festhalten an etwas, das einem Bestand und Sicherheit gibt und wirft dabei Fragen auf, wie eine funktionierende Beziehung aussehen kann und welche Grundvoraussetzungen es gibt.

Ich habe dieses ruhige, teils gedankenschwere Buch sehr genossen und als Anlass genommen, die eigene Beziehung zu reflektieren und mich zu fragen, ob es für Beziehungen in der heutigen Zeit noch eine „Norm“ gibt.