Rezension

Ohne Angst nach Digitalien

Error 404 - Michaela Ernst

Error 404
von Michaela Ernst

Bewertet mit 4 Sternen

Jeder von uns betritt täglich die digitale Welt. Jetzt gerade, wo man sich je nach Alter im Home-Schooling, digitalen Semester oder im Home-Office befindet, merkt man es vielleicht besonders, aber auch wenn sich die Welt nicht um das Thema Corona dreht, gehört das Digitale zu unserem Alltag. Da machen wir Onlinebanking, shoppen, buchen Reisen und pflegen Freundschaften. Für die Generation, die damit aufwächst, ist das gewöhnlich kein Problem. Aber wie steht es um die etwas Älteren? Ist es nicht so, dass Menschen immer mehr durch Maschinen ersetzt werden? Sind nicht Arbeitsplätze bedroht, muss man sich nicht fürchten oder zumindest skeptisch sein?

Michaela Ernst ist Journalistin und Chefredakteurin eines Wirtschaftsmagazins. Vor einigen Jahren studierte sie berufsbegleitend, ihre Abschlussarbeit befasste sich mit den veränderten Arbeitsbedingungen durch Industrie-4.0-Prozesse, also mit sich selbst optimierenden Automatisierungsprozessen. Und sie gehört zu der Generation, die Commodore-Computer und Datasetten nicht nur aus dem Museum kennt, sondern vermutlich selbst noch damit arbeitete. In dieses Buch fließen sowohl die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit als auch persönliche Erlebnisse ein.

 

Der Untertitel „Wie man im digitalen Dschungel die Nerven behält“ trifft den Inhalt sehr gut. In 26 Kapiteln, von „A wie Amtswege“ bis „Z wie Zeitersparnis“ beschreibt, erklärt und analysiert Ernst unsere digitale Welt, unser „Digitalien“. Was versteht man beispielsweise unter Crowd Working oder Open Source? Was muss man bei Bankgeschäften im Netz beachten? Die Autorin gibt Tipps für den Umgang mit dem Beamten-Bot bei digitalen Behördengängen, diskutiert das Thema Überwachung oder setzt sich mit künstlichen Intelligenzen auseinander, die Bewerbungsschreiben „sichten“ und filtern.

 

Sie bemüht sich dabei um eine objektive Darstellung und ermutigt dazu, sich von der Digitalisierung nicht verunsichern zu lassen. Eine kritische, aber engagierte Auseinandersetzung ist gefragt, dazu gibt es am Ende jedes Kapitels eine Reihe von Tipps. Alles ist gut verständlich und unterhaltsam geschrieben, wirkt kein bisschen trocken und hat bei mir ein paar Wissenslücken gefüllt.

 

Emotionale Intelligenz, Greta Thunberg, Corona oder „O.k., Boomer“ - auch ganz aktuelle Themen finden ihren Platz. Ich fand den Gedanken hochinteressant, wie sich die Bedeutung von Industrie-4.0 wandeln könnte, wenn der Fokus auf die Schonung unserer Ressourcen statt auf die reine Produktivitätssteigerung gelegt würde.

 

Als unterhaltsames Bonbon gibt es einen Epilog mit „Geräten, Begriffen und seltsamen Verhaltensweisen aus unserer IT-Vergangenheit“. Ich habe sehr gelacht!

 

Fazit: Digitalien ist nun einmal da, weder Ignorieren noch Fürchten bringt uns weiter. Aber vielleicht der ein oder andere Tipp aus diesem gut verständlichen und unterhaltsamen Buch.

 

»Wenn wir schon Teil der Veränderung sind, sollten wir die Macht, diese mitzugestalten, nicht allein Datenexperten und 25-jährigen Programmierern von Algorithmen überlassen.«