Rezension

Ohne Mist: Taschentücher bereithalten

Libellenschwestern - Lisa Wingate

Libellenschwestern
von Lisa Wingate

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe das Buch vor ungefähr 12 Stunden beendet und habe das Gefühl noch immer emotional ein bisschen durch den Wind zu sein. Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich allerdings schon seit den ersten Seiten in einer Achterbahnfahrt der Emotionen feststeckte. 
Die Geschichte begleitet zwei Frauen: Zum Einen, wäre da die junge Karrierefrau Avery, die in die Fußstapfen ihres Vaters treten soll. Dieser Strang spielt in der heutigen Zeit.
Zum Anderen ist da noch Rill. Rill ist ein junges Mädchen von zwölf Jahren, als ihr Teil der Geschichte beginnt. Hier befinden wir und im Tenesse der späten 30er beziehungsweise frühen 40er Jahre. 
An diesen beiden Hauptpersönlichkeiten hat mir besonders gut gefalle, dass sie auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten, im Laufe der Geschichte aber immer deutlicher wird, dass sie beide doch sehr viele Gemeinsamkeiten haben, oder im Laufe der Zeit zumindest entwickeln. Hier hebe ich besonders ihre Motivation für ihr Handeln empor. 
Alle Charaktere, denen die Leser im Laufe der Geschichte begegnen, sind vielschichtig und authentisch, kurz: realistisch. 
Besonders die Antagonisten in Rills Teil der Geschichte fand ich dermaßen schaurig, ohne dass sie in eine unwirkliche Richtung abdrifteten, dass ich richtiggehende Beklemmungen bekam. 
Oft habe ich bei Romanen dieser Art das Gefühl, die Geschichte nehme sehr langsam an Fahrt auf, was sich auch oft in meinen Bewertungen bemerkbar macht. 
Bei Libellenschwestern ist dies aber nicht der Fall: Lisa Wingate gelingt die perfekte Balance zwischen Einleitung inklusive Vorstellung der Charaktere und aufkommender Handlung. 
Hinzu kommt ihr nahezu meisterhaftes Können die unterschiedlichen Erzählpersonen nicht nur wegen ihrer Überschriften kenntlich zu machen, sondern auch durch den sich ändernden Stil. Es waren nur Kleinigkeiten, aber je tiefer ich in die Geschichte eintauchte, desto klarer wurden sie mir. 
Die Taschentücher musste ich dann auch relativ schnell immer in greifbarer Nähe behalten, weil nicht wenige Szenen in diesem Buch eine emotionale Wucht und Beklemmung auf mich ausübten. 
 
Fazit:
 
Dieses Buch ist in meinen Augen ein wirkliches Meisterwerk und sollte auch auf dem deutschen Markt viel mehr Aufmerksamkeit erhalten.