Rezension

Ohne Wasser kein Leben

Die Geschichte des Wassers
von Maja Lunde

Bewertet mit 4 Sternen

Nach „Die Geschichte der Bienen“ thematisiert Maja Lunde eine weitere für den Menschen essenzielle Ressource, mit der wir allzu verschwenderisch umgehen: Wasser.

 

Der Roman wird aus der Perspektive zweier Menschen erzählt, deren Leben untrennbar und entscheidend mit Wasser verbunden ist:
Im Jahr 2017 folgen wir der Umweltaktivistin Signe aus Norwegen, die mit ihrem Boot nach Frankreich unterwegs ist und dabei auf ihr Leben zurückblickt: Mit dem Bau eines Wasserkraftwerks in ihrem Heimatdorf am Fjord wurde ein Keil zwischen ihre Eltern getrieben und das Mädchen Signe stand zwischen den Fronten. Ihre Reise hat viele persönliche Gründe, aber Wasser und seine Nutzung durch den Menschen, oft im Widerspruch zur Natur, war dabei immer der Auslöser.

 

Dreißig Jahre in der Zukunft leidet Südeuropa unter einer extremen Dürre. Konflikte und Bürgerkriege brechen aus. David ist mit seiner Tochter Lou in einem französischen Flüchtlingslager untergekommen, wo er Tag für Tag auf seine verschollene Frau und sein Baby wartet. Das Leben und Denken von David und Lou dreht sich nur um Hitze, Staub und Durst. Was aus unserer Erde in naher Zukunft werden könnte (und womöglich auch wird), hat Maja Lunde in dieser Erzählperspektive realistisch und eindringlich geschildert. Eine düstere Zukuftsvision, aber eine plausible, genau wie eine Welt ohne Bestäuberinsekten. Kriege um Wasser werden schon seit längerem prognostiziert, Ausbreitung von Wüsten und dadurch entstehende Flüchtlingsströme sind bereits Realität.

 

Was mich bei „Die Geschichte des Wassers“ und auch dem Vorgängerbuch fasziniert, ist die Erzählweise von Maja Lunde. Familiengeschichten und Alltag verknüpft sie gekonnt mit den dringenden Problemen, die die Menschheit auf der Erde verursacht, an deren Lösung sie aber nicht arbeitet. „Die Geschichte des Wassers“ regt zum Nach- und Umdenken über unseren Umgang mit Wasser an. Gletscher und Polareis schmilzen, Meeresspiegel steigen, Niederschläge nehmen ab oder extrem zu: Wasser hat die Erde einzigartig gemacht und unser Leben ermöglicht. Was hinterlassen wir den zukünftigen Generationen?

Ich bin gespannt, welchen Themen sich die Autorin in den nächsten beiden Werken ihres „Klima-Quartetts“ widmet. Mit ihrer aufrüttelnden Botschaft sind Maja Lundes Werke für mich momentan einzigartig im Bellestristikbereich – und das müssen sie auch sein, um möglichst viele Menschen zu erreichen.