Rezension

Okay, aber nicht mehr

Panic - Wer Angst hat, ist raus - Lauren Oliver

Panic - Wer Angst hat, ist raus
von Lauren Oliver

Bewertet mit 3 Sternen

Der erste Satz:
Das Wasser war so kalt, das es Heather den Atem raubte, als sie sich zwischen den Jugendlichen hindurchdrängte die den Strand bevölkerten und im seichten Wasser standen, jubelnd Handtücher und selbst gebastelte Schilder schwenkten und die übrigen Springer anfeuerten.

Meine Meinung:
Inhalt
Heather wird plötzlich von ihrem Freund verlassen und fühlt sich innerlich so zerrissen, dass sie doch an "Panic" teilnehmen möchte und das, obwohl sie bislang gar nicht viel von diesem Spiel gehalten hat. Auch ihre häusliche Situation trägt dazu bei, dass sie den ersten Preis, nämlich jede Menge Geld, unbedingt bekommen möchte.
Unterstützt wird sie von ihrer besten Freundin Nat und Dodge, den sie eigentlich nie richtig wahr genommen hat. Ihr bester Freund Bishop ist nicht sehr begeistert darüber, dass sich seine Freundin "in die Schlacht" wagt und doch steht er ihr, wie immer zur Seite.

Aber das war noch etwas, was man bei Panic lernte: Andere Menschen überraschten einen. Sie hauten einen um. Das war eigentlich das Einzige, worauf man zählen konnte.
Zitat aus "Panic"

Cover
Auf den ersten Blick habe ich den Mädchenkopf auf dem Cover gar nicht gesehen. Erst als das Licht anders fiel, bemerkte ich ihn im Hintergrund der Klippe. Genau so habe ich mir Heather vorgestellt. Sie schaut sich die Klippe an, wo sich die Springer bereit machen für das erste Spiel von "Panic": Wer dort hinunter springt, ist dabei. Auch die Farben passen sehr gut zum Inhalt des Buches, denn die Geschichte ist oft sehr düster und regt einen zum Nachdenken an.

"Was ich sagen will, wenn man jemanden liebt, wenn man jemand gern hat, muss man das in guten wie in schlechten Zeiten tun. Nicht nur, wenn man glücklich ist und alles gut läuft. Verstehst du?"
Zitat aus "Panic"

Gesamt
Heather hat es absolut nicht leicht. Nicht nur, dass sie in einem Wohnwagen mit ihrer alkoholkranken Mutter leben muss, nein, ihr Freund trennt sich auch noch von ihr. Ich habe in den ersten Seiten absolutes Mitgefühl für die Protagonistin empfunden und konnte es kaum erwarten zu sehen, wie sie sich im Laufe der Geschichte entwickeln würde. Kann sie ihren Schmerz heilen und irgendwann unbeschwert durchs Leben gehen?
Die Reise, die Heather zusammen mit ihrer besten Freundin Nat und ihrem besten Freund Bishop antritt, ist jedenfalls nichts für schwache Nerven. "Panic" ist nichts für schwache Nerven, aber deswegen ist das Preisgeld ja auch so unglaublich hoch. Was sich damit alles anstellen lässt, ist Heather sehr bewusst und deswegen entschließt sie sich, nachdem Matt sie verlassen hat, doch an diesem Spiel teilzunehmen und das, obwohl sie bislang nicht viel davon gehalten hat. Wäre der Auslöser das Preisgeld gewesen und die Dinge, die sich im Laufe der Geschichte noch ereignen, die Heather am Anfang aber noch nicht wissen kann, wäre es für mich nachvollziehbar gewesen, warum sie sich letztendlich doch noch dazu entschließt von der Klippe zu springen und somit Teil des Spiels zu werden. So hingegen konnte ich ihren Entschluss absolut nicht verstehen. Matt macht mir ihr Schluss und dann begibt sie sich eben in diese gefährliche Höhe, um sich Panic anzuschließen?! Doch das ist nicht die einzige Reaktion, die mir an Heather missfiel. Ständig tat sie Dinge, die für mich ein bisschen an den Haaren herbei gezogen waren und die die Protagonistin für mich leider ein bisschen nervig gemacht hat. Eine Identifikation zu ihrer Person fand zu keiner Zeit statt. Eher konnte ich mich noch mit Bishop anfreunden, weil er ein so herzlicher und authentischer Charakter ist.
Dodge´ Grund, sich dem Spiel anzuschließen, war für mich jedoch zu 100% verständlich. Je mehr man über ihn und über sein soziales Umfeld erfährt, desto mehr bringt man Verständnis und Sympathie für ihn auf. Was ein Jahr zuvor bei "Panic" geschehen ist, hat ihn sehr getroffen und das, obwohl er selbst gar nicht am Spiel beteiligt war.
Die Schreibweise von Lauren Oliver ist, wie auch schon in anderen Romanen, sehr flüssig und auch bildlich. Sie schreibt ihre Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Heather und Dodge, womit der Leser einen Eindruck von den beiden Lebensweisen und auch von deren sozialen Umfeld bekommt. Manchmal hat sie mir sogar ein bisschen zu bildlich gesprochen, was bedeutet, dass einzelne Umgebungen bis ins kleinste Detail beschrieben wurden. Mir persönlich gefällt es jedoch besser, wenn einem noch ein bisschen Spielraum für die eigene Fantasie gelassen wird.
Dadurch geht auch der Spannungsbogen in "Panic" ständig rauf und runter. War ich gerade noch total gefesselt von der jetzigen Situation in der sich Heather befand, wurde durch explizite Umgebungsbeschreibungen dieses wieder nach unten gezogen. Weniger ist manchmal mehr, finde ich. Leider passiert auf vielen Seiten auch nichts wirklich Wichtiges, was der Geschichte irgendwie zugute kommt, oder deren Verlauf voran bringt. Es dümpelt so vor sich hin, bevor Lauren Oliver wieder eine Überraschung aus dem Ärmel zaubert und so die Story erneut an Tempo zunimmt. 
In "Panic" geht es nicht nur um das Spiel an sich. Die Autorin spricht auch Themen an, die an Aktualität niemals verlieren. So beschreibt sie eine sich neue entfachende Liebesbeziehung. Was Freundschaften wert sind, wie wichtig die eigene Familie für einen ist und sein sollte. Aber auch das Thema Drogen, Hass, Wut, Angst, Verzweiflung und Gewalt findet einen Platz in "Panic".
Manche "Spiele" empfand ich als äußerst hart, doch es passte meiner Meinung nach richtig gut in die Geschichte.
Besonders gut hat mir gefallen, welche überraschenden Wendungen das Buch ab und an zu bieten hat. Und auch war ich hoch erfreut über die Entwicklung der einzelnen Charaktere, allen voran Heather. Zwar fand ich eine Sache ziemlich vorhersehbar, sie hat mir aber dennoch nicht den Spaß an der Geschichte genommen.
Ich habe mich, mit ein paar Abstrichen, gut unterhalten gefühlt. 

Fazit:
Positiv
Das Cover ist so liebevoll gestaltet und passt hervorragend zum Inhalt der Geschichte.
Lauren Oliver schreibt, wie immer, sehr bildlich und machte mich zu einem Teil ihrer Geschichte.
Aktuelle und auch ernste Themen kommen in diesem Roman ebenso vor, wie die erste Liebe, Freundschaft und alles was damit zusammen hängt.
Bishop ist großartig! Ich wünsche jedem so einen guten Freund, wie er es zweifellos ist.
Überraschende Wendungen knipsten die manchmal fehlende Spannung wieder an.

Negativ 
Heather war mir leider nicht wirklich nah.
Viele Dinge wurden, meiner Meinung nach, zu detailliert beschrieben.
Spannung und langweiligen Stellen wechseln sich ab.
Manches ist ziemlich vorhersehbar.
Auktoriale Erzählweise.
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