Rezension

Omnipotenter Puppenspieler

Der Kastanienmann - Søren Sveistrup

Der Kastanienmann
von Søren Sveistrup

Bewertet mit 3 Sternen

Eine Frau wird im Garten ihres Hauses brutal gefoltert und dann umgebracht. Eine weitere Frau stirbt auf ähnlich grauenhafte Weise. Die Frauen scheint nichts zu verbinden - außer ein Kastanienmännchen, das bei jeder in der Nähe aufgehängt wird. Thulin, die viel lieber beim Dezernat für Cyberkriminalität arbeiten würde und Hess, der geschasste Europol-Bulle, müssen auf Hochtouren ermitteln, denn eines scheint klar: Hier ist ein Serienmörder am Werk. Doch obwohl es ihnen gelingt, sowohl eine dritte gefährdete Frau in ein sicheres Haus zu bringen, und dem Täter eine Falle zu stellen, scheint ihnen dieser immer einen Schritt voraus zu sein. Und was hat das alles mit der Sozialministerin und deren vor einem Jahr ermordete Tochter zu tun, deren Fingerabdrücke auf den Kastanienmännchen gefunden werden?

Ich fand den Prolog sehr, sehr cool, auch den Anfang des Buches, obwohl der Schreibstil ernsthaft fast genauso grauenhaft ist wie die beschriebenen Morde. Dieses ständige Hin- und Herwechseln zwischen Präsens und Präteritum hat mich ständig aus dem Lesefluss gebracht. Kann sein, dass der Autor ein guter Drehbuchschreiber ist, vom Handwerk des guten literarischen Buches ist er noch meilenweit entfernt. Ab einem gewissen Zeitpunkt nervte mich auch die absolute Omnipotenz des Mörders, der Sachen voraussehen und wissen konnte, die nicht einmal mit seinen Fähigkeiten erklärbar waren. Was mir auch immer wieder bei skandinavischen Büchern auffällt ist, dass scheinbar mindestens zwei Drittel aller vorkommenden Personen eigentlich ständig an Sex denkt, und das selten auf eine sympathische Weise. Ich fand das Buch zu lang - nicht wirklich langweilig, aber gelegentlich langatmig - und verstehe den Hype, der scheinbar in Dänemark darum gemacht wird, nicht.